Nachts, wenn alle schlafen
Krisentelefon: Seit einem Jahr helfen neun Ehrenamtliche, wenn die Anrufer nicht mehr weiter wissen.
Mönchengladbach. Manchmal wartet Anne Geilich minutenlang am Telefon, bis der Anrufer aufgehört hat zu weinen. "Die Menschen, die nachts bei uns anrufen, treibt die akute Not", sagt die Vorsitzende des Vereins, der das Krisentelefon in Mönchengladbach betreibt. "Sie suchen dann jemanden, der ihnen zuhört und ihre Probleme ernst nimmt."
Seit einem Jahr gibt es in Mönchengladbach ein Krisentelefon, das an den Wochenenden von Freitag bis Sonntag von 20 Uhr bis 8Uhr morgens besetzt ist ebenso wie in den Nächten vor und an Feiertagen.
Durchschnittlich zwölf Anrufer pro Wochenende suchen Hilfe und Unterstützung beim Krisendienst. Die meisten, die die Nummer des Krisentelefons wählen, haben familiäre Probleme. "Es sind viele Frauen darunter, die beispielsweise ihre alten Eltern pflegen und irgendwann an einen Punkt gelangen, an dem sie nicht mehr weiter können", erklärt Geilich.
Aber auch Eltern, die Probleme mit schwierigen Kindern haben, oder Alleinstehende mit kleinen Kindern rufen beim Krisentelefon an. Und auch viele junge Menschen greifen nachts zum Hörer, wie die Helfer feststellen. "Es melden sich sehr viele junge Leute mit Beziehungsproblemen", sagt Anne Geilich. "Die Trennung vom Partner zu verkraften, stellt sie vor große Probleme."
Die Anrufer wenden sich mit unterschiedlichen Erwartungen an den Krisendienst. Für viele reicht es, sich einmal aussprechen zu können. "Einfach reden zu können, das ist für viele schon eine Entlastung", stellt Anne Geilich fest.
Andere bekommen von den Helfern am Telefon Beratungsstellen und Einrichtungen genannt, an die sie sich später wenden können.
Manchmal vermitteln die Krisendienstler auch direkt weiter. "Wenn wir merken, da ist jemand am Ende seiner Kraft, dann machen wir die Termine und vermitteln an die entsprechenden Stellen weiter." Auch zwei Suizidgefährdete waren schon unter den Anrufern. "Dann wenden wir uns natürlich an die Polizei", erklärt die Vereinsvorsitzende. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut und in beiden Fällen konnte den Menschen geholfen werden."
Die Mitarbeiter des Krisentelefons bringen alle Erfahrung aus dem psychosozialen Bereich mit. Es sind Krankenschwestern, Sozialarbeiter oder Theologen, die dort ehrenamtlich am Wochenende Dienst tun. "Wir sind jetzt ein Team von neun Leuten", erklärt die Vereinsvorsitzende Geilich, "aber wir freuen uns über neue Mitarbeiter." Die allerdings müssen sich oft viel anhören können - nachts, wenn fast alle anderen schlafen.