Neue Regeln für Außengastronomie?
Die Bezirksvertretung Süd diskutiert heute Nachmittag über eine Änderung der Gestaltungsrichtlinie für Rheydt.
Graue Einheitlichkeit oder buntes Allerlei? Nutzwert oder Ästhetik? Begrünung oder grüne Abschottung? Dass sich über Geschmack entgegen der üblichen Redensart sehr wohl hervorragend streiten lässt, kann man dieser Tage in Rheydt beobachten.
Die sogenannte „Gestaltungsrichtlinie über die Erteilung von Sondernutzungserlaubnissen im Innenstadtkern Rheydt“ steht heute Nachmittag um 15 Uhr auf der Tagesordnung für die Sitzung der Bezirksvertretung Süd. Das Ziel des Regelwerks: „einen offenen und einladenden Charakter“ in der Innenstadt entstehen zu lassen.
Konkret bedeutet das: Im sogenannten „Zentrum des Innenstadtkerns“, das heißt im Bereich zwischen Marktplatz und Harmonieplatz, soll das gesamte Außenmobiliar eines Gastronomiebetriebs in Farbe und Material aufeinander abgestimmt sein. Nur helle, naturfarbene Materialien sollen erlaubt sein. Betroffen wären von diesen Regeln die Außengastronomie des Ratskellers, des Rossinis und der Baguetterie an der Marktstraße. „Die roten Stühle, die das Rossini zur Zeit noch vor dem Lokal stehen hat, müssten dann weg“, sagt Christoph Hartleb, Vorsitzender des Rheydter Citymanagements. Auch Pflanzenkübel, die den Außengastronomiebereich einfrieden, sollen zukünftig verboten sein. Zumindest nach dem 31. Dezember 2017 — denn bis dahin gibt es Bestandschutz. Farbe sei nun mal Geschmackssache, erkennt Hartleb an. Aber: „Rheydt ist eine junge, kreative Stadt. Meiner Meinung nach sollte da ein wenig Farbe erlaubt sein.“
Christoph Hartleb, Vorsitzender Rheydter Citymanagement
Für den Ratskeller ist ein anderer Punkt der Satzung brisanter. Denn diese sieht vor, dass die Restaurants keinen Windschutz oder Trennwände aufstellen dürfen. Auf dem mitunter zugigen Marktplatz könnte das ein Problem werden. „Um es mal salopp zu sagen: ,Da fliegen Ihnen die Fritten vom Teller’“, sagt Hartleb.
Zusammen mit der IHK hatte das Citymanagement eine Stellungnahme zum ersten Entwurf der Satzung abgegeben. „Die Stadt ist uns dann in einem gemeinsamen Gespräch in vielen Punkten entgegengekommen“, so Romy Seifert, IHK-Referentin für den Handel. So wurde beispielsweise der Bereich enger gefasst, in dem diese strikten Regeln gelten sollen. Zudem wurde der Vorschlag der Industrie- und Handelskammer aufgegriffen, dass die Satzung nach zwei Jahren evaluiert werden soll. „Dafür sind wir dankbar“, so Seifert.
Trotzdem hält sie an einem Kritikpunkt fest: „Warum kann sich die Verwaltung nicht mit uns an einen Tisch setzen, um einen solchen Entwurf gemeinsam zu erarbeiten?“, fragt sie.
Seifert und Hartleb wünschen sich für die Zukunft regelmäßige Gespräche zwischen der Verwaltung, den Gastronomen und Händlern und der IHK. „Wir brauchen einen installierten Austausch“, sagt Seifert. So ließen sich Kompromisse finden, bevor Entwürfe geschrieben und herausgegeben werden. Sowohl Seifert als auch Hartleb hoffen nun, dass der neue Baudezernent Gregor Bonin für einen regelmäßigen Austausch offen ist.