NEW verkleinert Werbeflächen auf Bussen

Vollbeklebte Busse soll es bald nicht mehr geben. Das Verkehrsunternehmen reagiert damit auf Sicherheitsbedenken der Polizei. Eigenwerbung soll dadurch verstärkt werden.

Foto: Ilgner/Gruhn

In der Gunst der Fahrgäste standen vollverklebte Linienbusse nie ganz oben. Und das ist auch ein Grund für eine völlige Neuausrichtung der Werbung auf den Fahrzeugen der NEW: In wenigen Jahren soll kein Linienbus der NEW in Mönchengladbach und Viersen sowie von Westverkehr im Kreis Heinsberg mehr großflächig mit Werbung beklebt sein. „Wir stellen alle Busse sukzessive um“, sagte der zuständige NEW-Vorstand Armin Marx kürzlich. „Sie sollen keine fahrenden Litfaßsäulen mehr sein, sondern wertig im Stadtbild erscheinen.“

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Christina Achtnich, Sprecherin der NEW

Bei vollverklebten Bussen mit Werbung über den Fenstern habe es unter anderem auch Bedenken von Fahrgästen gegeben, einzusteigen. Fahrgäste mit Sehbehinderungen hatten Probleme, die schwierigen Licht-Schatten-Wechsel durch die Werbung hindurch zu verarbeiten. Die Polizei äußerte ebenfalls Sicherheitsbedenken.

Die Verträge liefen laut Marx noch zwei bis drei Jahre, dann sollen alle Fahrzeuge im schlichten Weiß mit großem NEW-Logo auf den Seiten durch die Stadt fahren. Maximal eine sehr reduzierte Fläche an den Fahrzeugen (ein sogenanntes „Traffic Board“) soll dann noch für Werbung zur Verfügung stehen.

In Mönchengladbach betrifft dies nach Auskunft der NEW derzeit ohnehin bereits einen Großteil der Fahrzeuge. Von den insgesamt 209 Bussen sind lediglich noch zwei mit einer Komplettverklebung über die Fenster ausgestattet, 16 weitere sind „untenrum“ komplett verklebt und höchstens teilweise auch über Fenster. Von den 25 Viersener Fahrzeugen sind fünf komplett verklebt, und von den 91 Bussen, die für Westverkehr im Einsatz sind, sind sechs vollständig und vier teilweise verklebt.

Die Entscheidung ist unternehmensintern offenbar bereits schon vor längerer Zeit gefallen. Seit 2012 habe es schon keine neuen Genehmigungen mehr für Komplettverklebungen gegeben. Für die anderen Werbeformen laufe der Vertrag mit dem Dienstleister Ströer noch „ein paar Jahre“, hieß es.

Anlass des Werbeverzichts ist laut NEW-Sprecherin Christina Achtnich einerseits ein aufgeräumteres Stadtbild und mehr Komfort für Fahrgäste. „Die Vollbeklebung war nicht angenehm für Fahrgäste. Auch der Sicherheitsaspekt spielte in Absprache mit der Polizei eine Rolle“, sagte Achtnich. Dafür wolle die NEW die Fahrzeuge eben stärker als Werbeträger für sich selbst nutzen: „Dadurch erzielen wir eine hohe Werbewirkung.“ Der zuständige Aufsichtsratschef Felix Heinrichs sagte: „Reklame muss heute eher dezent und ansprechend rüber kommen und sich in das öffentliche Stadtbild einfügen. Bunte und unruhig gestaltete Busse passen da einfach nicht mehr ins Bild. Daher finde ich es gut, dass der Vorstand hier eine klare Botschaft ausgibt.“

Mehr Komfort, Sicherheit, höhere eigene Werbewirkung — das lässt sich die NEW natürlich etwas kosten. Mit der Entscheidung gegen eine weitere Vermarktung der Busflächen zu Werbezwecken verzichtet der kommunale Versorger auf Werbeeinnahmen. Wie hoch diese derzeit sind, dazu verweigerte das Unternehmen die Auskunft. Es soll sich nach anderweitigen Informationen um einen hohen fünfstelligen Betrag jährlich handeln, der durch den Verzicht auf vollflächige Beklebung wegfallen wird.

Zum Vergleich: Das ÖPNV-Unternehmen Bogestra, das Busse und Straßenbahnen durch Bochum und Gelsenkirchen fahren lässt, rechnete 2015 dem Internet-Portal „derwesten.de“ vor, mit Werbung jährlich 900 000 Euro zu verdienen.