Polizei rekonstruiert Raser-Unfall
Ein Experte befuhr mit den in das Rennen verwickelten Autos die Strecke in der Mönchengladbacher Innenstadt.
Um den tragischen Tod eines 38-jährigen Fußgängers in Mönchengladbach aufzuklären, hat die Polizei am Mittwochabend den tödlichen Unfall an der Fliethstraße nachgestellt. Dabei ist ein Sachverständiger laut Polizei von 23 Uhr bis Mitternacht mit den Original-Autos die Strecke abgefahren, um festzustellen, mit welcher Geschwindigkeit die mutmaßlichen Raser unterwegs waren. Auch die Lichtverhältnisse hätten denen in der Unfallnacht geglichen, heißt es.
„Mehrmals fuhr der Sachverständige mit den drei Original-Autos die Unfallstrecke entlang“, sagte Polizeisprecher Jürgen Lützen. Die Autos seien alle noch fahrtüchtig gewesen, lediglich das Unfallauto, der schwarze Seat, habe durch den Aufprall mit dem 38-Jährigen einen kaputten Kotflügel gehabt.
Bislang ging die Polizei davon aus, dass der Unfallfahrer mit 90 km/h die Straße entlang gerast sein muss. „Das kann aber auch nach oben korrigiert werden“, hatte der Sprecher am Dienstag bei einer Pressekonferenz gesagt. Die Aufnahmen der Rekonstruktion wurden von den Sachverständigen mit zahlreichen Kameras und von einer Drohne aus verschiedenen Perspektiven gefilmt.
Das Rennen fand in der Gladbacher Innenstadt am Freitagabend gegen 23 Uhr statt. Der 38-jährige ehemalige Soziologiestudent wurde von dem Auto des 28-jährigen Seat-Fahrers 36 Meter weit geschleudert. Erst ein am Straßenrand geparktes Auto, unter dem das Opfer eingeklemmt wurde, bremste ihn. Rettungskräfte hatten noch versucht, den Mann zu reanimieren. Doch er starb am Unfallort.
Um das Unglück möglichst genau rekonstruieren zu können, war auch eine Dummy-Puppe im Einsatz, die den Körper des Opfers darstellen sollte. Diese trug laut Polizei die gleiche Kleidung wie der tödlich verletzte 38-Jährige zur Unfallzeit.
An dem Rennen waren insgesamt drei Fahrer beteiligt. Der Unfallfahrer sitzt bereits seit dem Wochenende in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wertet die Tat als Mord. Gegen die zwei weiteren Beteiligten wurde ein Strafverfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs eingeleitet.
Auch in der Politik wurde das Thema jetzt aufgegriffen. Nach dem tragischen Tod des 38-jährigen bei dem illegalen Autorennen wollen die Grünen einen Antrag stellen auf „Entwicklung und Erstellung eines städtischen Konzepts gegen unangepasstes Verkehrsverhalten im Stadtgebiet von Mönchengladbach“. Unter anderem wird darin eine Hotline bei Polizei und Ordnungsamt gefordert. Dort sollen Bürgerbeschwerden zu Rasern und anderen Verkehrsthemen entgegengenommen werden. Den Hinweisen sollte konsequent nachgegangen werden. Außerdem verlangen die Grünen, dass an von Bürgern benannten Brennpunkten, verstärkt Kontrollen zur „richtigen Zeit“ stattfinden.
Karl Sasserath, Sprecher der Ratsfraktion der Grünen: „Auch wenn die hiesige Polizei die Auffassung vertritt, dass in anderen Städten größere Probleme mit dem Veranstalten von privaten Autorennen bestehen, existiert in unserer Stadt offensichtlich eine nennenswerte Szene von Rasern, die derartige Rennen veranstalten. Dies belegen Beschwerden von Anwohnern aus dem Stadtgebiet.“ Nachhaltig könne die Situation nur durch Maßnahmen verbessert werden, die ein angepasstes Verkehrsverhalten im Stadtgebiet fördern.