Polizei will Wache im Hauptbahnhof Rheydt

Die Stadt erwägt einen Investorenwettbewerb, um ein Konzept für das Areal zu entwickeln.

Foto: Bauch

Wer den schlechten Zustand des Mönchengladbacher Hauptbahnhofs beklagt, hat noch nicht den in Rheydt gesehen. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, die Deutsche Bahn hat lange nichts saniert. Das frühere Kino in einem Teil des Komplexes ist ebenfalls baufällig. Dennoch — oder gerade deshalb — hat die Stadttochter EWMG vor etwas mehr als einem Jahr der Bahn das Gebäude abgekauft.

Karl Sasserath, Fraktionschef der Grünen

Das Ziel sei, so EWMG-Chef Ulrich Schückhaus, das Objekt und auch das Umfeld neu zu entwickeln. Klar ist, es wird immer ein Bahnhof bleiben, ab den Gleisbereichen ist die Bahn nach wie vor Eigentümerin. Nun gibt es Überlegungen, einen Investorenwettbewerb zu starten, aus dem ein konkretes Konzept für die restliche Nutzung hervorgehen soll. Es ist wahrscheinlich, dass die Gebäude durch einen Neubau ersetzt werden. Ein möglicher Ankermieter könnte aus der direkten Nachbarschaft einziehen. Denn offenbar interessiert sich die Polizei, deren Wache sich vis-a-vis an der Vierhausstraße befindet, für den Hauptbahnhof als neue Adresse. „Wir wollen uns mittelfristig in der Rheydter Innenstadtlage neu aufstellen“, bestätigt Polizeipräsident Mathis Wiesselmann. „Den Standort Rheydt wollen wir auf keinen Fall aufgeben.“ Deshalb werde man nun mit der Marktschau beginnen und freue sich über Angebote von Investoren.

Hintergrund der Umzugspläne: Die aktuelle Polizeiwache müsste behindertengerecht und modernen Anforderungen umgebaut werden. Vor allem reicht dort aber der Platz nicht aus, um die erforderliche Anzahl an Stellplätzen für Einsatzfahrzeuge und Besucherautos bereitzustellen. Deshalb rückt der Rheydter Hauptbahnhof in den Fokus. EWMG-Chef Schückhaus bestätigt, dass es bereits Kontakte gegeben hat. Einen Einzug der Polizeiwache hält er für eine „interessante Option“. Denkbar sei ferner ein Hotel. Im Erdgeschoss sei eine bahnhofstypische Nutzung aus Geschäften und Gastronomie angedacht.

Karl Sasserath, Chef der Grünen-Ratsfraktion, hat in der Sache an Oberbürgermeister Reiners geschrieben. Wenn im Rahmen eines städtebaulichen Konzepts das Bahnhofsgebäude und das direkte Umfeld in eine Neugestaltung miteinbezogen werden sollten, heißt es darin, „ist das aus unserer Sicht grundsätzlich zu begrüßen“. Mit Unterstützung der beiden Landtagsfraktionen von CDU und FDP, die die neue Landesregierung stellen, „sollte eine solch städtebaulich sinnvolle Integration“ der Polizeiwache in den Hauptbahnhof möglich sein. Es sei gut, dass die Steuerung für die rund 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche über die EWMG in städtischer Hand sei. „Dem Bahnhof kommt als Empfangstor für Rheydt eine besondere Bedeutung zu“, betont Sasserath. Die Polizei als Ankermieter wäre Signal für einen Neuanfang und könne sich wirtschaftlich als sinnvoll erweisen. Die Grünen würden alle Bemühungen „sehr gern und nach Kräften unterstützen“.

Der Gladbacher Landtagsabgeordnete Jochen Klenner (CDU), der auch Sprecher seiner Fraktion im Ausschuss des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsausschusses ist, hält die Idee für „sehr gut“ und freut sich über die „parteiübergreifende Unterstützung“. Das Konzept sei auch deshalb sinnvoll, weil die Polizei bei Heimspielen der Borussia am Hauptbahnhof Rheydt beim Umstieg der Gästefans von Zügen auf Shuttlebusse regelmäßig im Einsatz ist. „Der Preis muss aber stimmen“, betont Klenner. Interessant sei auch, was mit dem Gebäude an der Vierhausstraße geschehen soll.