Premiere: Verzauberte Augen beim Weihnachtsmärchen
„Hinter verzauberten Fenstern“ entführt die kleinen Besucher in magische Welten.
Mönchengladbach. Zuerst ist es nur ein ganz normales Fenster, aus dem ein Mädchen auf die Straße sieht und auf die Mutter wartet. "Die braucht immer so lange." Da hat die Aufführung von "Hinter verzauberten Fenstern" nach dem Kinderbuch von Cornelia Funke die Kinder unter den Zuschauern auch schon gepackt. Und als dann noch Julias (Monika Sobetzko) kleiner Bruder Olli (Halil Yavuz) reinkommt, nervt und obendrein den Schokoladen-Advents-Kalender bekommt, den Julia auch haben wollte, und sie nur dieses doofe Ding aus Pappe, da sind sie ganz dabei. Dann folgen sie gespannt der Geschichte, in der Julia die Welt entdeckt, die in den Bildern aus dem Kalenderhaus wohnt und dort hinüber wandert.
Sie lieben die Charaktere, denen sie dort begegnet: Den Wissenschaftler Jakobus Jammernich (Peter Götz), die Fee (Paula Emmrich), den stummem Riesen (Ralf Beckord), den Heinzelmann (Christopher Wintgens), den vergesslichen König (Matthias Oelrich) und den hässlichen Prinzen Harry (Daniel Seniuk). Julia wird die Heldin im Kampf gegen den Lügner Leo (Bastian Turner), der die Advents-Kalender komplett auf Schokolade umstellen wollte, und schließlich besiegt ihn die verschworene Gemeinschaft aus dem Kalenderhaus.
Verzaubert sind die Kinder von den Figuren: die einen realistisch lebensnah, wie Julia, Olli und ihre Mutter, die anderen phantastisch, wie die hinreißend zarte Fee mit ihrer Glitzerbrille, die ihren Zauberstab auch schon mal als Staubwedel benutzt oder dem Heinzelmann, der bayrisch spricht und immer wieder in einen narkoseartigen Schlaf fällt.
Die meisten der Spieler füllen mehrere Rollen (Inszenierung: Dietrich Trapp) vor dem Bühnenbild (Bühne und Kostüme: Sven Hansen), das alles an Technik auffährt, was es in so einem Behelfstheater wie dem TiN nur geben kann. Ein Vorhang hoch und die Küche im Haus der Familie wird sichtbar. Einmal dunkel, mit drehen und wenden, und Julia entschwebt in die Kalenderwelt.
Die Umbaupausen mit Musik werden von den Kindern dankbar genutzt, um die wichtigsten Fragen mit dem Nachbarn zu klären und sich dann wieder still und gespannt dem Zauber der nächsten Szene hingeben zu können. Bald klatschen sie mit, sobald die Dixieland-Pausenmusik erklingt. Beim Schlussapplaus wackelt das TiN, denn an den Brettern der Tribüne kann man seine Begeisterung so herrlich trampelnd auslassen. Aber dann sind es doch eher verzauberte Augen, die den Weg nach Hause an der Hand der Mutter gehen. Denn die Kinder, die sind immer noch drin, in der Geschichte von den verzauberten Fenstern.