Problem des städtischen Masterplans: „Das Auto ist König“
Der Verein MG 3.0 hat erste Ergebnisse des Masterplans vorgestellt.
Mönchengladbach. Mönchengladbach ist eine Großstadt mit vielen Grünflächen — ein Qualitätsmerkmal, das jedoch oft brachliegt und stärker gefördert werden sollte. Das Problem: „Das Auto ist König“.
Zukünftig sollten die Menschen in der Stadt oberste Priorität erhalten, so Kirsten Lees. Die Architektin vom Londoner Büro Grimshaw gehört zum Team, das im Auftrag des Vereins MG 3.0_Masterplan und gemeinsam mit Bürgern stadtplanerische Visionen für Gladbach entwickelt.
In den vergangenen Monaten ging die externe Expertengruppe in der Stadt auf Spurensuche, führte zahlreiche Einzelgespräche, sammelte Ergebnisse aus Workshops und nahm Anregungen aus Diskussionsforen im Internet auf. Das Resultat ihrer Recherchen liegt jetzt vor.
Der Verein MG 3.0 lud in die Halle des Unternehmens Monforts, um das erste Zwischenergebnis des städtebaulichen Masterplans für Mönchengladbach zu präsentieren. „Viele Herzen, eine Stadt“ — dieses herausragende Merkmal beinhaltet für die Masterplaner zwei Seiten einer Medaille.
Mönchengladbach sei einerseits durch „lebendige Nachbarschaften“ und andererseits „zahlreiche Barrieren“ geprägt. Beispiel: Berliner Platz. Ein Netz stark frequentierter Straßen mache den Platz zu einer isolierten Insel. Der Gegenentwurf: „Den Platz durchlässiger machen, von den Menschen einnehmen lassen und damit Leben in die Stadt bringen“, erklärte Kirsten Lees.
Ein weiteres Handicap sei, dass Schmuckstücke wie der Abteiberg zu wenig zur Geltung kämen. Der Expertenvorschlag lautet die Stadt durch drei Ost-West-Tangenten zu verbinden und grüne Bereiche von der Agarlandschaft im Westen bis zum Niersgrünzug im Osten zu vernetzen. Im Herzen der City könnte der historische Grüngürtel entlang des Gladbachtals mit Abteiberg und Geropark wiederentdeckt werden.
Die Hochschule habe das „Potenzial eines sozialen Bindeglieds“ — einerseits durch eine neue Ost-West-Achse vom Volksgarten bis zur Dahler Landwehr, andererseits durch Verbindungen zur Industrie.
Dritter Schwerpunkt wäre, den bisher durch den Autoverkehr isolierten Marktplatz Rheydt zu öffnen. Verbesserte Durchlässigkeit soll es in der ganzen Stadt vor allem für Radfahrer und Fußgänger geben: „Nicht alle Ziele sind so erreichbar. Wir haben uns an das Auto gewöhnt“, kritisierte ein Bürger in der anschließenden Diskussion.
Ein anderer befürchtete, dass auf diese Weise der Wirtschaftsstandort Mönchengladbach gefährdet sei. „Wir errichten durch das neue Einkaufszentrum sogar noch weitere Barrieren“, so ein Kritiker. Ein weiterer Diskussionsteilnehmer befürchtete, dass „Fürsprecher für ein grünes Thema fehlen“.