Projekt: Streichen für den späteren Job

Hephata bereitet junge Menschen auf die Arbeitswelt vor.

Mönchengladbach. Wenn es bei Mönchengladbacher erwerbslosen jungen Erwachsenen morgens an der Tür klingelt, muss es nicht der Postbote sein - vielleicht ist es auch ihr IngO-Betreuer, der sie abholt, weil sie nicht pünktlich erschienen sind. IngO - das Kürzel steht für Integration und Orientierung auf das Berufsleben - ist ein Projekt, das die Ev. Stiftung Hephata in Zusammenarbeit mit der Arge mit für alle Beteiligten überraschendem Erfolg durchführt. Ein hohes Maß an Betreuung, ein langsames Heranführen an Regeln und der Aufbau von Vertrauen und Miteinander haben dazu geführt, dass junge Menschen, die bisher jede andere Maßnahme abgebrochen haben, bei IngO durchhalten. Der 22-jährige Jan Thiel ist einer der ersten, die IngO erfolgreich durchlaufen. "Ich habe mich bisher nie an einen Ausbildungsplatz herangetraut", erzählt der junge Mann, der mit metallbeschlagener Lederjacke, lila gefärbtem Haar und vielen Piercings nicht gerade der Prototyp des angepassten Arbeitnehmers ist. "Äußerlichkeiten standen mir immer im Wege." In drei Phasen werden die Teilnehmer an die Arbeitswelt herangeführt. "Zuerst mussten wir immer um halb zehn da sein, dann um viertel vor neun, zum Schluss um acht", erklärt Jan Thiel. Die jungen Männer streichen Wände und Fassaden an, reparieren Fahrräder, entrümpeln Keller oder verrichten Gartenarbeit. "Zu Anfang durften sie ihren Aufenthaltsraum nach eigenen Wünschen gestalten", erläutert Stefan Schramm, bei Hephata zuständig für die Betreuung der Gruppe. "Das hat ihnen sehr gefallen. Überall sonst wurde ihnen immer genau vorgeschrieben, was sie zu tun haben."

Die Verantwortlichen sind stolz auf ihre Schützlinge

Mit zwölf Teilnehmern ist IngO gestartet, zehn werden wohl bis zum Ende der Maßnahme im August durchhalten. Das sei ein sehr großer Erfolg, ist Stefan Schramm sichtlich stolz auf seine Schützlinge. "Alle haben mit höchstens drei bis vier gerechnet, die durchhalten." Die richtige Mischung macht’s offensichtlich. Die Betreuer holen die jungen Leute nicht nur aus dem Bett, wenn es sein muss, sie stehen ihnen auch sonst mit Rat und Tat zur Seite. Wohnungssuche, Beziehungskrisen, Behördengänge - die IngO-Teilnehmer stehen nicht mehr allein da. Auch Erlebnispädagogik hat ihren Platz in diesem Konzept: Fußball, Boxen, Klettern stehen auf dem Programm. Die jungen Männer sollen auch ihre Grenzen kennen lernen und Schwächen zugeben.

Das Konzept scheint aufzugehen. Die Teilnehmer haben nicht nur gelernt, pünktlich zur Stelle zu sein, es tun sich auch Perspektiven für sie auf. "Ich beginne im August mit einer Ausbildung zum Heilerziehungshelfer", sagt Jan Thiel. "Bei dem Beruf kommt es nicht auf mein Äußeres, sondern auf meine Fähigkeiten an."