Reiseführer sagt schnell Tschüss
Gladbach ist für Kölner Autor eine Stadt, die man verlassen sollte.
Mönchengladbach. Ein Schwabe, der in Köln lebt und über Mönchengladbach schreibt — das geht so: „In Roermond ist ein riesiges Klamotten-Outlet-Gelände. Wenn Sie von Düsseldorf aus dort hinfahren, sehen Sie linker Hand eine Ansammlung von Häusern. Das ist Mönchengladbach.“ Klar, da schwillt dem Mönchengladbacher beim Lesen der Hals. Schließlich gehört die Stadt zu den größten des Landes und ist mit über 250 000 Einwohnern auch im bundesweiten Vergleich nicht von schlechten Eltern.
Autor Martin Nusch hat in seinem „Abreiseführer“ 88 Städte von Aachen bis Zwickau gesammelt, „die man unbedingt verlassen sollte“. Und dazu zählt auch Mönchengladbach. Doch keine Sorge. Auch, wenn das ganze recht provokant klingt, der Reisejournalist sagt von sich selbst: „Ich will doch nur spielen.“
Er habe einfach „ein lustiges Buch“ schreiben wollen, mit Geschichten und Fakten, über die man auch lachen kann, über die offizielle Reiseführer aber nicht in jedem Fall berichten würden. Ausgeguckt hat er sich dafür alle Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern, aber auch einige bevölkerungsärmere, jedoch erwähnenswerte Orte, wie er findet, wie beispielsweise die Antarktis-Station Neumayer III.
Was die Städte angeht, ist Nusch überall gewesen. „Ich habe 20 deutsche Großstädte in zwei Tagen abgeklappert“, gibt er einen Schnitt an, der auch klar macht, dass er in seinem „Abreiseführer“ nicht in die Details geht. Die Kriterien seien grundsätzlich überall die gleichen gewesen.
Während der 42-jährige gebürtige Stuttgarter für Mönchengladbach den Kuschelfaktor ermittelt hat — mit 2,15 Bewohnern pro Wohnung —, hat er für seine Wahl-Heimatstadt Köln eine Statistik zum Heiratsmarkt, auch gerade nach Karneval, erdacht. Mit solchen Infos will er einen Gegenpol zu „Trilliarden von Reiseführern“ bieten, die empfehlen, in welche traumhaften Länder und Städte Touristen reisen könnten.
Bei Nusch geht es dabei auch mal um berühmte Sprösslinge der Städte, aber eben zusätzlich um obskure „Touristenattraktionen“. Ganz nebenbei erfahren seine Leser, dass die Ansichtskarte in Oldenburg und das Spaghetti-Eis in Mannheim erfunden wurde. Klar, dass die größte Merkwürdigkeit der Stadt Mönchengladbach bei ihm Thema ist: Dass es zwei Hauptbahnhöfe gibt, die Stadt deswegen aber trotzdem mit ICs nicht gerade gut versorgt ist.
„Der Abreiseführer — 88 Städte, die Sie unbedingt verlassen sollten“, Martin Nusch, Carlsen-Verlag, 12,90 Euro, ISBN 978-3-551-68181-2.