Rheydt. Die Karnevalisten versammeln sich am Rosenmontag natürlich bereits zur närrisch besten Zeit: Um 11.11 Uhr startet der Zug durch die Rheydter Innenstadt - danach wollen die Jecken das Rathaus stürmen. Und die lauten "All Rheydt"-Rufe, die überall zu hören sind, zeigen deutlich: Alle Garden und die Prinzenpaare sind bereit für die anstehende Schlacht um den Amtssitz des Oberbürgermeisters Norbert Bude.
Es regnet zwar, aber die Jecken halten sich wacker am Straßenrand, und schon vor Zugbeginn ist vor allem die Stresemannstraße gut besetzt. Schirme sind doppelt nützlich: einmal als Schutz vor den Tropfen und als praktischer Auffangbehälter für die Kamelle.
Unter den Vordächern der Läden tummeln sich die Menschen. Es ist eng, warm und gemütlich. Vor allem die kleinen Cowboys, Clowns und Indianer hält es dort aber nicht lange. Für die Kamelle und vor allem für die großen roten Bälle aus der Kutsche des Kinder-Prinzenpaares Yannick I. und Laura II. nehmen alle gerne in Kauf, auch mal nass zu werden.
Mit Böllerschüssen wird der bunte Zug mit Giraffen, Hasen, verrückten Kühen und Küken vor dem Rathaus empfangen. Doch die lassen sich nicht abschrecken. MKV-Chef Bernd Gothe nimmt alle in Empfang und leistet sich schon einmal das ein oder andere Wortgefecht mit dem OB, der diesmal nicht zu bremsen ist.
Der bewacht schon seit dem frühen Vormittag mit seinen Gelb-Blauen Funken die Rathaustreppe. "Schau mal, die sehen doch einer Zahnbürste schon sehr ähnlich", kommentiert Bude von oben das bunte Treiben, "die kannst du, lieber Bernd, ja gleich gut gebrauchen." Schließlich hat Gothe seine Wette an Altweiber, 111 Möhnen in Stadtmitte und Rheydt begrüßen zu können, verloren.
Und so kommt der auch nicht um das Putzen der Rathaustreppe herum. Vorher kontert er aber noch: "Schau mal das Kostüm mit den vielen Lappen, das würde dir, lieber Norbert, aber auch besonders gut stehen." Einen Vorteil hat der Regen dann doch: Da alles eingeweicht ist, hat Gothe als Waschweib bei der Rathaustreppe keine Probleme. "Sie können gerne dauerhaft bei uns als Reinigungskraft anfangen", schlägt Bude vor.
Aus luftiger Höhe starten die beiden Prinzen den Angriff auf das Rathaus. Sie nähern sich mit einem Kran. Und sie sind erfolgreich: Noch vor 13 Uhr ist alles in den Händen der Karnevalisten. Und die schlappen Gelb-Blauen Funken geben sich geschlagen.