Schlecker: Leere Regale und Frust in Filialen

Jeden Tag rechnen die Angestellten mit ihrer Kündigung. Viele wissen nicht, wie es weitergehen soll. Die Gewerkschaft Verdi will am Donnerstag so viele Fragen wie möglich klären.

Mönchengladbach. Shampooflaschen, Cremedosen, Kosmetika und Putzmittel führen ein einsames Dasein. Die Regale sind nur noch spärlich gefüllt, überall klaffen Lücken. Zwischen den Regalen suchen die wenigen Kunden an diesem Morgen nach den letzten Angeboten.

30 Prozent Rabatt gibt es auf alle Produkte. Am Samstag ist auch diese Schlecker-Filiale zum letzten Mal geöffnet. Eine von insgesamt sechs in Mönchengladbach, bei denen es nicht weitergeht. Bundesweit sind es rund 2000, die das Unternehmen schließen wird.

Natürlich ist diese Situation Hauptgesprächsthema zwischen Mitarbeiterinnen und Kunden. Ja, es sei eine Belastung, erzählt eine Kassiererin, die anonym bleiben will. „Immerhin läuft diese Ungewissheit seit Januar.“ Bei Nachfragen winkt sie genervt ab. Eigentlich wolle sie gar nicht mehr darüber reden. „Es prasselt so viel auf uns ein. Und dann dieses ständige Hin und Her“, sagt die Drogerie-Mitarbeiterin.

Ähnlich ist die Situation in einer anderen Filiale, die vor dem Aus steht. „Ich vermute, dass diese Woche die Kündigung kommt“, erzählt eine Angestellte, die aus Sorge vor Repressionen ihren Namen nicht nennen will. Eine Dame vom Arbeitsamt sei neulich als Kundin in ihrem Markt gewesen. Sie habe ihr geraten, sich dann sofort arbeitslos zu melden, weil es chaotisch werde.

Drei Jahre hat die Gladbacherin für den Discounter gearbeitet, jetzt ist sie bitter enttäuscht. „Im Winter war ich krank. Ich habe ein Antibiotikum genommen und bin trotzdem arbeiten gegangen“, sagt sie. Ihre Chefin sei sogar 13 Jahre dabei und ebenfalls immer engagiert gewesen. „Und was hat sie jetzt davon?“, fragt die Mitarbeiterin frustriert.

„Alle stehen unter enormen Druck“, berichtet Sabine Busch, Verdi-Gewerkschaftssekretärin Linker Niederrhein und für den Handel zuständig. „Wir bekommen täglich viele Anfragen. Teilweise beziehen sie sich auf Einzelprobleme, wie etwa, was mit dem Resturlaub passiert.“

Die Gewerkschaft will den Prozess transparenter machen und lädt für Donnerstag, 18 Uhr, alle Betroffenen zu einer Infoveranstaltung in die Gaststätte Don Antonio, Engelbleckerstraße 326, ein. Mit dabei sind Vertreter der Bundesagentur für Arbeit und der Insolvenzverwaltung. „Für die größte Gruppe geht es weiter“, sagt Busch.

Doch welche Möglichkeiten haben die Gekündigten? 11 000 Menschen sollen es bundesweit sein. Klar ist, dass sie in Transfergesellschaften bis zu einem halben Jahr 80 Prozent ihres Nettolohns erhalten können. Unklar ist bis jetzt die Finanzierung dieses Vertrags. Zurzeit sucht der Insolvenzverwalter Investoren.

Verdi will auch in Gladbach „möglichst viele Arbeitsplätze erhalten“, sagt Busch. Das Problem: Ihre Gewerkschaft sei zwar am Linken Niederrhein „gut organisiert“. In den Gladbacher Schlecker-Filialen fehlen jedoch Betriebsräte, bedauert die Gewerkschafterin. Das sieht auch eine Schlecker-Mitarbeiterin kritisch und gibt dennoch nicht auf: „Ich finde wieder einen Arbeitsplatz.“.