Schreibtisch statt Strand

Nach seinem Zivildienst arbeitet Dennis Bollien als Ferienjobber in der Verwaltung der Diakonie.

Mönchengladbach. Dennis Bollien betritt das Verwaltungsgebäude der Diakonie, das direkt an das Gelände des Krankenhauses Bethesda anschließt, bereits um sieben Uhr morgens. Die meisten seiner Freunde und Bekannten schlafen noch tief und fest.

Zu verdenken ist es ihnen nicht, schließlich sind Sommerferien. Viele haben die Chance genutzt, sind in den Urlaub gefahren und haben den stressigen Alltag gegen salzige Luft, heiße Sonne, die auf der Haut brennt und das Gefühl von Sand zwischen den Zehen eingetauscht.

Doch es gibt wie immer auch die Daheimgebliebenen. Die Frage, wie man die freie Zeit in der Heimat am besten nutzt, wenn alle anderen im Urlaub sind, war für Dennis schnell beantwortet: Ein Ferienjob muss her.

Das heißt, um einen richtigen „Ferienjob“ im eigentlichen Sinne handelt es sich im Grunde nicht. Denn Dennis war nahezu gezwungen, ihn zu übernehmen. ,,Nach meinem Abitur wollte ich eigentlich sofort Verfahrenstechnik studieren“, sagt er. ,,Allerdings musste ich erst noch meinen Zivildienst leisten.“

Nachdem er den bereits in der Diakonie absolviert hatte und schon einige Leute dort kannte, erschien ihm der Job in der Diakonie innerhalb der Ferien nahezu perfekt. Bis jetzt scheint diese Entscheidung alles andere als ein Fehler gewesen zu sein. Dennis ist zufrieden. ,,Hier ist alles sehr locker“, sagt er. Er hat sich an die Arbeitszeiten, die Abläufe und die Menschen gewöhnt.

Jeden Morgen, wenn er das Gebäude betritt, wird er bereits sehnsüchtig von Lilly erwartet. Die lebhafte Hündin des Hauses fordert, freudig mit dem Schwanz wedelnd, ihr Leckerchen ein. ,,Jeden Morgen eins“, sagt Monika Howe lachend. ,,Da bestehen beide drauf, sowohl Lilly als auch Dennis.“ Danach kommen ernstere Aufgaben auf ihn zu.

Telefonate führen und Besprechungen vorbereiten heißt es nun. Aber obwohl er eigentlich nur für die Verwaltung zuständig ist, übernimmt er oft auch Botenfahrten oder begleitet die Mitglieder des Betreuten Wohnens bei Einkäufen oder Arztbesuchen. ,,Damit ist er mir eine große Hilfe“, sagt Howe.

Dass seine Freunde die Sonne genießen können, während er arbeiten muss, macht ihm mittlerweile nur noch wenig aus. ,,Sicher ist es ein bisschen blöd, wenn man daran denkt, dass sie jetzt irgendwo auf der Wiese liegen können“, sagt Dennis. „Aber ich denke mir immer: Dafür bekomme ich auch Geld und es gibt sicher noch mehr Sommertage.“

Zudem hat der „Ferienjob“ sein Interesse geweckt. Vorher hatte er nie eine Vorstellung davon, was die Kirche mit den Steuereinnahmen wirklich anstellt. Heute findet er es faszinierend zu sehen, dass das Geld wieder bei den Menschen ankommt, denjenigen geholfen wird, die sonst wohl keine Hilfe mehr bekommen hätten. „Oft habe ich auch Mitleid, aber das darf man hier eigentlich nicht haben“, sagt Dennis und denkt dabei an zahlreiche Obdachlose oder auch Drogenabhängige.

Bis Ende August wird der Viersener hier noch seinen Dienst leisten, zwischenzeitlich wird aber auch er für rund eine Woche einen richtigen Urlaub in Italien genießen können. Danach beginnt Dennis sein Studium. Für ihn steht jedoch schon jetzt fest, dass das nicht sein letzter Besuch bei der Diakonie gewesen sein wird.