Schule soll zum angstfreien Raum werden

20 Gladbacher Schulen wollen gemeinsam mit der Hochschule durch Prävention Gewalttaten verhindern.

Mönchengladbach. Notfallpläne für einen Amoklauf an einer Schule sind das eine. Als die Stadt Mönchengladbach diese in Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Polizei, Schul- und Jugendamt fertig gestellt hatte, keimte der Wunsch auf, lieber mit der richtigen Präventionsarbeit vorzubeugen. Das sei nicht so einfach, denn bislang seien Amokläufer eher unauffällige Schüler gewesen, die sich demütigen ließen, die eingesteckt haben, die ausgegrenzt wurden, „also eher Opfer-Typen“, sagt Schulpsychologin Renate Baier. „Schüler, die meist von sich aus nicht um Hilfe bitten, weil sie sich für ihre Schwäche schämen.“

Orientiere sich der Jugendliche dann an den falschen Vorbildern, werde womöglich der Ausweg in einer Gewalttat gesucht. „Wir müssen also gut hingucken“, fordert sie, wo etwas am Schulklima getan werden müsse „Leider herrscht in den Schulen eine Kultur des Schweigens“, so ihre Erfahrung.

So wurde das Schulentwicklungsprojekt „Geschützt in einer Schulkultur des Hinsehens, Wahrnehmens, Zuhörens und Handelns“ angestoßen, das in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein über drei Jahre laufen soll. 20 der 90 Gladbacher Schulen beteiligen sich, daran, Konzepte zu entwickeln, wie die Schüler in ihren Schulen einen menschlichen, angstfreien Lebensraum finden können, in dem es gerecht zugeht und sie in ihrer Individualität wahrgenommen werden.

In einer ersten Phase mit intensiven Interviews haben die Studenten von Professor Hans-Joachim Schubert von der Hochschule Niederrhein ermittelt, dass man sich von der Schule auch die Vermittlung sozialer, kultureller, kreativer und kommunikativer Strukturen erwarte. „Das wurde nach dem Pisa-Schock leider doch in den Hintergrund gedrängt“, so seine Erfahrung. Erwartungen, die die Schulen gerne erfüllen würden. Denn auch die Wissensvermittlung laufe besser, wenn Schüler über solche Fähigkeiten verfügten.

„Deshalb werden wir uns um die nötigen Fortbildungen kümmern“, sagt Monika Poulter vom Schulamt. Eineinhalb Jahre dauert die Mitarbeit der einzelnen Schulen an dem insgesamt drei Jahre dauerndem Projekt. „Es können sich also noch Schulen zur Teilnahme anmelden“, sagt Schulamtsleiterin Monika Franzen. Start ist am 2. März im Gymnasium Gartenstraße. Am Projekt nehmen zwei Förderschulen, drei Hauptschulen, drei Gesamtschulen, sechs Grundschulen, eine Realschule, drei Gymnasien und zwei Berufskollegs teil.