Schwester greift zur Spraydose

Graffiti-Künstler aus vier Ländern verschönern die Turnhalle hinter der Wallfahrtskirche in Hehn.

Mönchengladbach. Was in den vergangenen Tagen in Hehn passiert ist, hat das ganze Dorf bewegt. Die Rede ist vom Projekt „Spray One World“, bei dem Graffiti-Künstler aus Deutschland, Italien, Russland und Brasilien nach Ideen von Schülern der Marienschule die Turnhalle in Hehn in ein Gesamtkunstwerk verwandelt haben.

Doch der Reihe nach: Noch vor gut einem Jahr war die Turnhalle hinter der Wallfahrtskirche in Hehn nicht sonderlich schön anzusehen. Lokale Sprayer nutzten die verwitterten Wände als illegale Übungsfläche. Pfarrgemeinderat und andere Gremien machten sich darüber Gedanken, wie man der Halle ein neues Gesicht geben könnte — das Projekt Spray One World wurde geboren.

Ein Jahr Vorbereitungszeit lag hinter dem Helfer-Team rund um Guido Ahrendt aus dem Pfarrgemeinderat und Gemeindereferentin Schwester Stefanie Kallenborn. Am 12. Oktober ging es dann richtig los. Tag für Tag verwandelten die Grafitti-Künstler Ami (Deutschland), Kj263 (Deutschland), Etnik (Italien), Binho (Brasilien) und Worm (Russland) die alte Turnhalle in ein Gesamtkunstwerk, dass jetzt die ganze 450 Quadratmetergroße Außenfläche schmückt.

„Jeden Tag waren wir hier und haben zu gesehen, wie es voran gegangen ist“, berichten die beiden Rentnerinnen Elisabeth Jakobs und Hanni Schroers. „Unser erster Gedanke war: ,Um Gottes willen, was passiert denn jetzt hier?’“, sagen sie. Doch bei der Einweihungsparty am Samstag waren sie und die anderen rund 300 Besucher, darunter auch Weihbischof Johannes Bündgens, restlos begeistert. „Was in den letzten Tagen hier los war, hat mich tief bewegt“, sagt Schwester Stefanie Kallenborn bei ihrer Projektvorstellung im Rahmen eines Wortgottesdienstes.

Als Rahmenprogramm wurden kostenlose Konzerte, Meditationen, Sprayworkshops und vieles mehr geboten. Etnik hat eine der Wände gestaltet. Der italienische Graffiti-Künstler, der seit mehr als 18 Jahren mit Sprühdosen-Farbe Kunst macht, hat sich sehr gefreut, an diesem Projekt beteiligt gewesen zu sein. „Ich habe viele unterschiedliche Leute hier kennengelernt und habe die Erfahrung, in einem so kleinen Dorf zu arbeiten, sehr genossen“, erzählt der Italiener der unter anderem bereits in Paris, Liverpool und San Francisco tätig war. Sein Kunstwerk spiegelt die direkte Umgebung der Turnhalle wider, die er auf Quader, die ineinander verschachtelt sind gestellt hat.

Über allem ist die Hehner Wallfahrtskirche zu sehen und alles drum herum baut aufeinander auf, auch der nahe gelegene Borussenpark hat einen Platz in seinem Teil des Gesamtkunstwerks gefunden. Schwester Stefanie erklärt: „Etnik hat ganz konkret Zeichnung der Schüler mit in seine Darstellung aufgenommen, so dass sich hier wirklich diejenigen, die daran mitgearbeitet haben, wiedererkennen können.“

Die Graffiti-Künstler werden in den nächsten Tagen Hehn verlassen, aber ihre Kunst wird bleiben — und den Hehnern hoffentlich noch lange Freude bereiten.