Stadtarchiv: Pflaster für Akten-Nöte

Das Stadtarchiv erhält ein Notfallboxen-Set, um wertvolle Kulturgüter retten zu können, wenn Wasser eindringt.

Mönchengladbach. Die Boxen sehen unspektakulär aus: graue Kisten, mit Inventarliste versehen, in denen Gummistiefel und Atemschutzmasken zu finden sind, Stretchfolie, Müllsäcke, Planen und Werkzeuge. Doch im Notfall sind diese Dinge nicht mit Gold aufzuwiegen: Wenn nämlich Wasser ins Stadtarchiv, in eins der Museen oder die Bibliothek eindringt und einzigartige Schriftstücke, Akten, Dokumente, Bücher oder Kunstwerke bedroht.

Der zuvor nicht für möglich gehaltene Einsturz des Stadtarchivs in Köln hat die Hüter kultureller Schätze aufgeschreckt. „Die Archivare haben Angst bekommen und das Thema Notfallvorsorge ist in den Fokus gerückt“, erklärt Claudia Kauertz, selbst Archivarin und beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) für Archivberatung zuständig.

Deshalb sollen nun flächendeckend alle Archive im Rheinland mit Notfallboxen ausgerüstet werden. „Die Notfallbox ist so etwas wie der Erste-Hilfe-Kasten im Auto“, sagt die Archivarin. „Sie enthält sozusagen Pflaster für durchweichte Archivarien.“

Das Mönchengladbacher Stadtarchiv gehört in diesem Jahr zu den Empfängern des Sets, das Materialien im Wert von etwa 1000 Euro beinhaltet. Alle kulturellen Einrichtungen der Stadt werden darauf zugreifen können. Zusammengestellt hat das Set Restaurator Markus Vieten, der bei der Bergung der Archivarien in Köln Erfahrungen gesammelt hat. „Es sind zum Beispiel sieben Rollen Stretchfolie enthalten, die zum Einschlagen von durchnässten Akten dienen“, erklärt er. „Aber auch persönliche Schutzausrüstung wie Handschuhe, Helm und Schutzbrille ist dabei.“

Bisher ist das Stadtarchiv Mönchengladbach von Notfällen verschont geblieben. Nur als die halbe Stadt nach einem schweren Unwetter im Mai 2008 unter Wasser stand, drang Feuchtigkeit ein. „Aber da hat ein Wischmop ausgereicht, um das zu beseitigen“, sagt Archivleiter Christian Wolfsberger.

Dennoch ist er froh über die Notfallboxen: Schließlich hütet das Stadtarchiv einzigartige Dokumente. Allein 4400 Bände Standesamtsregister lagern an der Aachener Straße. Solche Unterlagen sind nicht nur für Familienforscher oder Historiker interessant. Sie können sogar lebensrettend sein. So suchte neulich ein an Leukämie Erkrankter in ihnen nach Familienangehörigen.