Stadtbibliothek: Die unendliche Geschichte
Die CDU will den Neubau-Beschluss kippen, die Bürgerinitiative fühlt sich unnötig hingehalten und die Grünen betonen: Sanierung macht keinen Sinn.
Mönchengladbach. Michael Endes unvergessene „Unendliche Geschichte“, in der die Bewohner Fantasiens gegen das allesfressende Nichts ankämpfen, findet in Gladbach eine würdige Nachfolgerin: Die endlose Diskussion um den von der Ampel aus SPD, Grünen und FDP geplanten Neubau einer Stadtbibliothek.
Pünktlich zum Ende der Osterferien melden sich die Beteiligten zurück: Oberbürgermeister Norbert Bude sagte am Donnerstag, die Zahlen zu den Kosten eines Neubaus oder einer Sanierung des Standorts Blücherstraße seien doch bekannt, und natürlich sei ein Neubau teurer als eine Sanierung.
Die Verwaltung will den Ratsmitgliedern in der kommenden Woche aber noch einmal detaillierteres Material zur Verfügung stellen. Schließlich sollen zur Sondersitzung des Rates am 16. April alle im Bilde sein.
Absichtlich aus dem Bild gerückt fühlt sich dagegen die Bürgerinitiative (BI) „Rettet die Stadtbibliothek“, die endlich anfangen möchte, Unterschriften für ihr Bürgerbegehren zu sammeln und dafür die offiziellen Zahlen braucht.
Sie fragt: „Wozu werden die Zahlen jetzt noch detaillierter begutachtet, wenn die notwendige Kostenschätzung doch vorliegt?“ Das Ganze sehe sehr nach Zeitschinderei aus.
„Vielleicht haben einige die Hoffnung, dass der zurzeit so massive Bürgerwille erlahmen wird“, sagen die BI-Sprecher Hans Detlev Speckmann und Wilfried Schultz und trommeln ein „übergelaufenes Fass“ und ein „Jetzt reicht’s!“ hinterher.
In diesen Takt schwingt auch die CDU ein. Sie hat für die Sondersitzung den Antrag gestellt, den Neubau-Beschluss aufzuheben und stattdessen ein Konzept „Bibliothek mit Zukunft“ für die Blücherstraße zu entwickeln.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch sagt: „Wir appellieren an alle vernünftigen Kräfte in den Mehrheitsfraktionen, auf den Weg der Vernunft zurückzukehren und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.“ Chancenlos ist die CDU mit diesem Anliegen nicht, gibt es doch auch in der SPD Politiker, die am Neubaukonzept zweifeln und sagen: Wenn es zu teuer wird, dann lieber nicht.
Lieber doch, sagen dagegen die Grünen, die am Freitag noch einmal betonten, warum für sie ein neues Kultur-, Bildungs und Medienzentrum so wichtig ist: Die Bücherei an der Blücherstraße den baulichen und funktionalen „Bedürfnissen einer Stadtbibliothek des 21.Jahrhunderts“ anzupassen, sei mit erheblichen Kosten verbunden. Die Sanierung sei nur die zweitbeste Lösung und ein Neubau, wenn er sich „klar kalkulieren“ lasse, „richtig“.
Klar kalkuliert ist indes offenbar nur der Stand der Stadtkonten. Und da herrscht das allesfressende Nichts, womit wir wieder bei Endes Unendlicher Geschichte wären.