Teenager meiden Jugendzentren
Laut einer Umfrage besuchen nur zwei Prozent der Teenager häufig Jugendzentren. Hindenburgstraße und Marienplatz sind beliebte Treffpunkte.
Was tun Jugendliche in ihrer Freizeit? Mit dieser Frage beschäftigten sich Experten der Fachhochschule Düsseldorf in einer Befragung Mönchengladbacher Schüler. Die Antwort soll den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung Hinweise darauf geben, wie die Jugendarbeit in der Stadt sich in Zukunft aufstellt und welche Angebote dafür vorgehalten werden sollen.
Die Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung hat die Studie durchgeführt, deren Ergebnis jetzt im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde. 750 Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren aus elf verschiedenen Schulen in Rheydt, Mönchengladbach und Odenkirchen wurden detailliert zu ihrem Freizeitverhalten, ihren Vorlieben und Abneigungen befragt. Wenig überraschend: bei den Lieblingsbeschäftigungen findet sich das Surfen im Internet auf Platz Eins, dicht gefolgt vom Musikhören. 67 Prozent treffen sich häufig mit Freunden, 54 Prozent treiben oft Sport. So weit, so vorhersagbar. Als die Schüler Tätigkeiten ankreuzen sollen, landen Ausflüge, Computerspiele, Lesen und Kreatives ganz vorn. Ins Jugendzentrum gehen häufig nur zwei Prozent, ab und zu neun Prozent, aber 87 Prozent gar nicht. „Die offene Kinder- und Jugendarbeit steht vor großen Herausforderungen“, kommentiert Professor Dr. Ulrich Deinet von der Forschungsstelle der Fachhochschule Düsseldorf, der die Befragung leitete. Auch der Bekanntheitsgrad der Jugendeinrichtungen sei gering, damit stehe Mönchengladbach aber nicht allein.
Ein Ergebnis, das den Experten überraschte, ist die gute Stellung der Stadtbibliothek im Ranking: Rund zwei Drittel der befragten Jugendlichen besuchen sie regelmäßig oder zumindest ab und zu. Nur 5 Prozent kennen sie nicht.
„Das ist überraschend gut“, stellt Deinet fest. Neben der Stadtbibliothek kommen die Bäder und Kinos gut weg. Bei den informellen Treffpunkten liegt die Hindenburgstraße ganz vorn, aber auch der Marienplatz in Rheydt, der Bunte Garten und der Stadtwald schneiden gut ab. Der Hauptbahnhof Mönchengladbach genießt unter den möglichen Treffpunkten übrigens den schlechtesten Ruf.
Der Experte schließt aus den Ergebnissen, dass die Jugendarbeit in Zukunft stärker mobil und flexibel ausgerichtet werden muss. „Die Schule wird durch den Nachmittagsunterricht immer mehr zum Lebensmittelpunkt der Schüler, dorthin muss auch die Jugendarbeit gehen“, sagt Deinet. Außerdem sei auf eine zeitgemäße Ausstattung der Jugendzentren beispielsweise mit WLAN zu achten. Dass die Jugendzentren teilweise bei Jugendlichen ein schlechtes Image haben, führt Deinet auf die starken Abgrenzungstendenzen zwischen einzelnen sozialen Gruppen bei Jugendlichen zurück. Wenn eine Gruppe in einem Jugendzentrum präsent sei, lehnen andere Gruppen das Zentrum ab.
Die Ergebnisse der Studie werden nun in den Freizeitstättenbedarfsplan der Stadt einfließen.