Minto birgt Risiken und Chancen
Das neue Shopping-Center könnte Handel an Hindenburgstraße verdrängen — oder aber anziehen.
Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern: Die Mayersche zieht — entgegen ursprünglicher Planungen — nicht ins Minto, sondern ins Ladenlokal Hindenburgstraße 115-119, in dem bislang Deichmann sitzt. Näher kommentieren will die Buchhandlung dies nicht, aber eben auch „nicht dementieren“. Die Nicht-Einigung mit der Mayerschen ist schlecht für Minto-Investor Mfi, denn sie wird der Grund dafür sein, dass eine große Fläche im Einkaufszentrum bei der Eröffnung am 26. März frei bleibt. Aber sie ist gut für die Hindenburgstraße. Dort, wo sonst möglicherweise hässlicher Leerstand entstanden wäre, zieht nun ein echter Frequenzbringer ein.
Der Vorgang zeigt exemplarisch: Das Minto birgt große Chancen für die Einkaufsstraße, aber auch Risiken. Wie die oben stehende Grafik (Erläuterung: Bei Firmen mit mehreren Filialen an der Straße, wie McPaper, Gamestop und Mobilfunkanbietern, wurde der näher am Minto liegende gewählt) zeigt, werden fast 30 Unternehmen, die bisher an der Hindenburgstraße ihren Sitz hatten, ins Center ziehen. Darunter auch H&M, bei dem eine Lösung mit zwei Filialen denkbar gewesen wäre. Rechnet man die wechselnden Mieter aus dem Vis-à-Vis mit ein, sind es sogar mehr als 30.
Zumindest vorübergehend drohen also Leerstände. Vor diesem Hintergrund mutet es sträflich gedankenlos an, dass weder bei Citymanagement noch bei der Wirtschaftsförderung vorab daran gedacht hat, Interessenten, die am Ende doch nicht ins Minto gehen, andere Standorte in der City anzubieten. Dramatisch kann die Situation an der oberen Hindenburgstraße werden: Mit Saturn, Idee Creativmarkt, Ulla Popken, McPaper und New Yorker ziehen zwischen bereits verwaisten Ladenlokalen mehrere Frequenzbringer weg. Selbst wenn New Yorker derzeit noch mit dem Schild „Demnächst auch im Minto“ um Personal wirbt — allzu lange wird es zwei Filialen auf engstem Raum kaum geben.
Das alles beschreibt die Risiken. Es gibt aber auch das Szenario „Chancen“. Spätestens mit der Gestaltung des City-Platzes vor dem Minto steigt die Aufenthaltsqualität, das Center wird aber auch schon in den ersten Monaten Zehntausende Shopping-Touristen aus dem Umland anziehen — da wird es kaum anhaltende Leerstände in bester Lage geben.