Teenager sorgen für Altstadt-Chaos

An den Wochenenden kommt es zwischen Kirchplatz und City-Kirche regelmäßig zu Verwüstungen. Jugendliche randalieren, pöbeln und schlagen Fensterscheiben ein. Die Anwohner sind verzweifelt.

Foto: Detlef Ilgner

Diese Ecke gehört zu den schönsten in Gladbach: Der Kirchplatz ist eingerahmt von der mächtigen, für mehrere Millionen Euro sanierten Citykirche und hübschen Backsteinhäusern mit Sprossenfenstern. Wer um die Ecke schaut, sieht das älteste Haus der Stadt, das St. Vith und kann dann über die Treppe der Rathausstraße zum Rathaus Abtei, zum Münster und zum Skulpturenpark gehen. Wer hier wohnt und arbeitet, kann die Altstadt genießen — aber nur von Montag bis Donnerstag.

Denn was dort freitags und am Wochenende abgeht, bezeichnen Anwohner, Kirchenvorstand und Wirte als „Katastrophe“: Bis zu 30 Jugendliche hängen hier rum, lärmen, betrinken sich, dealen mit Rauschmitteln, urinieren in Ecken, werfen mit Bierflaschen und Steinen, sprühen Graffiti, treten Autospiegel ab. „An der Kirche haben sie schon sechsmal Teile unserer kostbaren Glasfenster zerstört. Jedes Mal liegt der Schaden bei 800 bis 1000 Euro. Mittlerweile hat die Versicherung signalisiert, dass sie das nicht mehr lange mitmachen wird“, sagt Dirk Heinemann, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands. Und selbst Rudi Maaßen, dem als Betreiber des St. Vith unruhige Gäste im Lokal nicht fremd sind, ist von der Gruppe genervt. „Sie pinkeln überall hin, rotzen auf den Boden, pöbeln Leute an. Einige sind noch Kinder. Bei uns haben sie die Toiletten mehrfach versaut“, schimpft er.

Die Anwohner von Kirchplatz und Rathausstraße fühlen sich mit ihren Problemen alleine gelassen. Vor allem vom städtischen Ordnungsamt. „Ich rufe regelmäßig an, wenn der Lärm unerträglich wird. Aber entweder wird per Band mitgeteilt, dass ich außerhalb der Dienstzeiten anrufe oder dass die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes im Einsatz seien“, erzählt eine Anwohnerin und zeigt eine Art Lärmprotokoll, in das sie jeden ihrer vergeblichen Anrufe mit Datum und Uhrzeit genau einträgt. Eine andere berichtet, wie sie erst jüngst das „erste Mal um 22.40 Uhr und dann alle fünf Minuten bis kurz vor 24 Uhr“ angerufen habe — es nahm nie jemand ab.

Notgedrungen wenden sie sich dann an die Polizei, die eigentlich nicht zuständig ist, aber zumindest „hin und wieder eine Streife“ schickt. Deren Auftreten sei aber wenig nachhaltig. Kaum sind die Beamten weg, geht’s wieder los“, sagt eine Anwohnerin. Sie hat die Gruppe einmal selbst auf ihr Fehlverhalten angesprochen: „Aber dann wird man erst recht angepöbelt und sogar bedroht. Einer warf mal eine Bierflasche nach mir.“ Auch an die Politik habe man sich gewandt: „Es kam einer von der CDU und versprach, sich darum zu kümmern — wir haben nichts mehr von ihm gehört.“

Sie haben selbst schon überlegt, wie sie sich schützen können. Etwa mit Scheinwerfern, die jeden Winkel ausleuchten und die Gruppe sichtbar machen. Auch den Einsatz von Kameras haben sie erwogen. „Aber dann müssen die Filme auch ausgewertet werden. Und daran wird’s dann wohl scheitern“, sagt eine Anwohnerin. Der Videoüberwachung der Polizei, die es für den Alten Markt gibt, vertrauen sie nicht. Vith-Betreiber Maaßen: „Uns hat man erzählt, dass sie oft gar nicht eingeschaltet ist, weil das Personal fehlt.“