Theaterprojekt JobAct: Arbeitslosigkeit ist Schachmatt
Durch JobAct haben arbeitslose Jugendliche Chancen auf eine Stelle.
Mönchengladbach. König Laudatius ist erbost. Er regt sich darüber auf, dass er von seinem Freund hintergangen wurde. „Der König hat Scheißlaune“, so der Regiekommentar von Theaterpädagogin Theresa Sokolowski zu König Laudatius, im wahren Leben Martin Birrewitz, 23 Jahre alt, der bei den Proben im Theater im Gründungshaus (TiG) mit blauem Mantel und Krone auf der Bühne steht.
Fünf Monate lang haben die 20 Jugendlichen im Rahmen des Theaterprojekts JobAct für ihr Theaterstück „Schachmatt“ geprobt, und zwar an vier Tagen in der Woche.
Während der ersten Phase machen die Jugendlichen vieles selber: Sie entwickeln die Idee des Stückes, kümmern sich um Bühnen-, Licht- und Tontechnik, schneidern die Kostüme. Die Theaterpädagogin Theresa Sokolowski leitet sie an. Die Sozialpädagogin Martina Lehmkuhl ist einmal pro Woche bei den Proben dabei. An einem Tag schreibt sie zusammen mit den Jugendlichen Bewerbungen.
Viele der jungen Erwachsenen waren zunächst skeptisch. „Am Anfang habe ich mich gefragt: Was bringt mir das?“, erzählt Martin. Dann habe er sein Talent für die Bühne entdeckt. „Es macht Spaß und ich komme aus mir heraus“, so Martin. „Die Jugendlichen lernen soziale Kompetenz, die man in einer Ausbildung braucht“, erzählt die Projektleiterin Judith Freise de Matteis.
Oft sei der Lebensweg der Jugendlichen von Misserfolgen gekennzeichnet, meint Bernd Bude, Teamleiter im Jobcenter. So ist die Zielgruppe junge Erwachsene bis 30 Jahre, in der Regel ohne Berufsabschluss und zum Teil ohne Schulabschluss.
Viele haben Maßnahmenkarrieren. Martin hat 2005 seinen Realschulabschluss mit Qualifikation gemacht. Dann hat er sein Fachabitur Elektrotechnik probiert, wurde aber nicht zur Prüfung zugelassen.
Seine Ausbildung als IT-Systemelektroniker hat er aus privaten Gründen abgebrochen: Seine Eltern hatten sich getrennt und er hatte einen Motorradunfall. Danach rutschte er in ein Tief, hat so lange vom Geld seines Vaters gelebt, bis das nicht mehr ging. Im August 2012 hat er sich arbeitslos gemeldet. Bei dem Projekt habe er einen vernünftigen Tagesablauf und spiele nicht mehr die ganze Nacht am Computer, so der 23-Jährige.
In Phase zwei werden nun fünf Monate lang Betriebspraktika stattfinden, die sozialpädagogisch unterstützt werden. Viele der Jugendlichen haben schon einen Praktikumsplatz — so wie Martin bei der Overlack AG.
Die Premiere des Stückes ist heute um 19.30 Uhr, eine weitere Vorstellung morgen um 19.30 Uhr im TiG, Eickener Straße 88. Es gibt noch Karten. Das Stück ist klassisch an Skakespeare angelehnt, es geht um Liebe, Macht und Intrigen.