Tom Gerhardt im Roten Krokodil: Casting-Elend reizt nicht zum Lachen
Wilder Kostümwechsel mit Tom Gerhardt im Roten Krokodil.
Mönchengladbach. Doch, der Tom Gerhardt ist ein richtig Guter. Er hat bei seinem Auftritt im Roten Krokodil mehr drauf, als nur seinen Hausmeister Krause. Mit dem beginnt er aber, zusammen mit dem stotternden Dackelfreund Herbert (Detlev Redinger, auch ein Guter).
Im Programm „Nackt und in Farbe“ geht um die Leute, die meinen, bei Casting-Shows ihr Glück zu finden, wenn sie sich bis auf die Knochen ausziehen — und sich doch nur lächerlich machen.
Dabei schlüpft Gerhardt sowohl in die Rolle des schmierigen Show-Produzenten, wie auch in die von Krauses Tochter Carmen. Die hat jetzt einen reichen Freund, Bauunternehmer „Eugen Fritsch“ (ebenfalls gespielt von Gerhardt), der ihr die ganze TV-Produktionsfirma geschenkt hat.
Als schwuler Rainer Wittlich, der als Tanja Tropicana den Eugen für sich gewinnen will, singt sich Gerhardt die Seele aus dem Leib. Er spielt die dralle Taxifahrerin und die Vogelscheuche, den al-Qaida-Kämpfer und den Türsteher, der sich mit einem Weihnachtsmann-Service versucht.
Dabei ist er nach sekundenschnellem Kostümwechsel so auf den Punkt in Mimik und Gestik, so gut darin, den Sprachduktus der jeweiligen Person zu treffen, dass man froh ist um das tiefe Grübchen auf seinem Kinn, an dem man ihn wiedererkennt.
Da stört dann auch nicht, dass er vor nichts fies ist, verbal nicht, nicht vor diversen Beinahe-Strips und auch nicht vor dem unvermeidlichen Auftritt als „bestes Stück“ — bei dem er in die Hülle eines übermannsgroßen Penis schlüpft. Das ist diesmal ausgerissen — denn es gehörte zu Silvio Berlusconi und fürchtet sich davor, mit dem Mann den ganzen Tag allein in einer Zelle zu sein.
Trotz dieser geballten Qualitäten wollte der Funke nicht so recht überspringen. Vielleicht lag es daran, dass diese bedauernswerten Typen aus den Casting-Shows einfach nicht wirklich lustig sind, sondern eher bedauernswert. Das reizt eben nicht sonderlich zum Lachen. boe