Trübe Aussichten bei der Reme
In diesem Jahr sollen nur „Teilbereiche“ der ehemaligen Militärwerkstatt saniert werden.
Mönchengladbach. „Die gehen alle in den Osten“, sagt Wladimir. Seinen Nachnamen müssten wir nicht schreiben, sagt er lachend. Der Mann mit der Kappe betreibt in einer riesigen „Panzerhalle“ der ehemaligen britischen Militärwerkstatt Reme zwischen Lürriper Straße und Fleener Weg einen Alt-Omnibus-Handel. Mindestens 25 der Fahrzeuge stehen da. Sie müssen flott gemacht werden, ehe sie Gäste befördern können.
Wladimir ist einer der wenigen Gewerbetreibenden, die auf dem über sechs Hektar großen Areal der Reme und der Füllstoff-Fabrik CFF Rettenmeier einen Handel betreiben. Und er wird, sollten seine Busse weiter Absatz finden, das noch länger tun.
Denn die umfangreichen hochgiftigen Altlasten, die die Briten hinterließen, werden vorerst nicht komplett beseitigt. Das sagte ein Stadtsprecher. Derzeit sei ein externes Büro dabei, die Schadstoffe und schadhaften Stellen zu sichten und einen Sanierungsplan zu erstellen. Für diese Arbeiten hat die Bezirksregierung rund 300 000 Euro überwiesen. Die Beseitigung des mit Öl, Fetten und Diesel-Treibstoff verseuchten Bodens werde mindestens drei Millionen Euro kosten. Vielleicht würden 2012 „Teilbereiche ausgekoffert“, so Stadtsprecher Dirk Rütten.
Wladimir sagt, er wisse, wo vor allem Alt-Öl in großen Mengen versickerte bzw. in Beton-Gruben gelagert wurde. In seiner Halle zum Beispiel, die an die Fläche zur Firma Pollrich grenzt. Längst zugeschüttet und eingeebnet sei eine Grube. „Da war viel Öl, da haben Kinder gespielt, das war gefährlich.“
Nach einigen Bränden hat die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG im Auftrag des Eigentümers Stadt eine große Halle und fünf Nebengebäude abreißen lassen. Entrümpelt wurde auch. Kosten: 120 000 Euro. Bilder wie oben rechts sind geblieben. Graffitis, Zerstörungen, Wildwuchs und der Geruch von Zerfall.
Für EWMG-Chef Uli Schückhaus ist die Vermarktung der Reme „kein Thema“. Das Interesse sei gleich Null. Tatsächlich muss hier erst saniert werden. Dann folgten Abriss, Bebauungsplan, Erschließung. „Vor 2014 werden wir nicht vermarkten können.“
Ein angeblicher Investor, die Baufirma Jessen der Gebrüder Bücker, ließ sich rund 66 000 Reme-Quadratmeter (Hallen, Flächen) für mindestens 2,5 Millionen Euro von der Stadt abkaufen. In den Verträgen verpflichtete sich die Stadt, die toxischen Hinterlassenschaften der Militärs auf dem Jessen-Teil — darunter die „Panzerhalle“ von Mieter Wladimir — zu entsorgen und zu bezahlen. Doch die EWMG blieb untätig.
1994 erwarb die Stadt die von den Briten aufgegebenen Werkstätten vom Bund. Da hatten Hunderte Reme-Zivilbeschäftigte ihren Job längst verloren. Für Entsetzen sorgte 1991 die Explosion in der CFF-Füllstoff-Fabrik mit vier Toten und elf Schwerverletzten. Danach gaben die Gesellschafter die Produktion auf dem weiträumigen Reme-Areal auf.