Ungewöhnliche Klänge zum Auftakt der Ensemblia
Das Minguet Quartett überraschte mit ihrer Interpretation von Gustav Mahler.
Mönchengladbach. Als „fulminant, faszinierend“, wie es OB Norbert Bude in seiner Eröffnungsrede betonte, und primär „überraschend anders“ — so der Leitspruch des diesjährigen Festivals — lässt sich der Einstieg der diesjährigen Ensemblia zusammenfassen. Schon allein die Wahl der Veranstaltungsorte entpuppte sich als ein kleiner Glücksgriff mit großer Wirkung.
Den Auftakt des ältesten spartenübergreifenden Festivals des Landes machte am Mittwochabend im kühlen, vor allem wegen der hell-voluminösen Akustik bestens geeigneten Ambiente des über 700 Jahre alten Mönchengladbacher Münsters das Minguet Quartett.
Vor rund 150 Zuhörern präsentierten die Kölner Musiker passend zum Geburtstag des Münchner Komponisten Jörg Widmann zwei seiner 2003 entstandenen Streichquartette. Mit tonmalerischen Elementen erzeugten die vier Streicher eine rätselhafte Geräuschkulisse, die im so genannten „Jagdquartett“ an Tempo und Dynamik ihren dramatischen Höhepunkt erreichte. Da machten „Ah“- und „Hey“-Ausrufe das Minguet Quartett unweigerlich zu einer „lustigen Jagdgesellschaft“, wie Cellist Matthias Diener verkündete.
Ungewöhnliche Klänge vermittelten zudem die anspruchsvollen Interpretationen von Wolfgang Rihms „bewegendem“ Streichquartett und Peter Ruzickas hektischem „Sturz“, bei denen die Saiteninstrumente samt Bogen zu akustischen „Psychospielen“ genutzt wurden.
Für eine deutliche Akzentverschiebung sorgte das Minguet Quartett vor dem Münster-Altar bei Gustav Mahlers Liedbearbeitung „Ich bin der Welt abhandengekommen“: Ruhe und Schwermut bestimmten für kurze Zeit das ansonsten eher verstörende Klangbild.
Zuhörerin Emilie Clermont zeigte sich einerseits beeindruckt von der vor allem anfangs betörenden Akustik, doch mit zunehmender Spieldauer habe sich der Eindruck verflüchtigt. „Fackeln müssen leuchten, Musik muss klingen“, sagte Emilie Clermont. Das Bogenschlagen auf die Saiten und das Bogenstreichen des Geigenkorpus hätte da doch eher wenig mit Musik zu tun.
Willi-Friedrich Moog, Mönchengladbacher Tenor, war wegen der Vortragskunst nicht minder überrascht und neigte zu einem eher süffisanten Kommentar: „Das war wohl etwas für Gehörlose“.
Von den 150 Zuhörern gab es nach 75 Minuten freundlichen Applaus — bei den meisten Besuchern wurde die Neugierde auf mehr Ensemblia jedenfalls geweckt.