Viersenerin rettet Fledermäuse

Ehrenamtlich betreibt ManuelaMenn eine Ambulanz in Viersen, in der junge Fledermäuse Kraft tanken können.

Viersen. Vorsichtig ziehen Manuela Menn den Reißverschluss des Gaze-Terrariums auf. Auf dem Boden steht ein Töpfchen Wasser. „Frühstück, Loki!“, lockt Manuela Menn. Hinter einer Korkplatte mit einem Stückchen Stoff, die im Terrarium an der Wand lehnt, lugt ein kleiner Kopf hervor. Das Frühstück befindet sich in einem kleinen Plastikschälchen, gefüllt mit Hundevollkornflocken. Doch die Flocken sind nicht das eigentliche Frühstück — sondern das, was sich in den Flocken bewegt: Mehlwürmer.

„Mehlwürmer an sich haben nicht die nötigen Inhaltsstoffe. Erst, wenn sie sich wiederum von diesen Flocken ernähren, sind sie ideal. Ich pflege quasi das Futter für meine Zöglinge“, erzählt die Viersenerin, während sie zur Pinzette greift und einen Mehlwurm aus dem Schälchen nimmt. Fledermaus Loki, ein Großer Abendsegler, begrüßt quietschend den ersten Mehlwurm, greift zu und vertilgt den Wurm mit leisem Schmatzen. „Beim ersten Mehlwurm macht er immer ein solches Geräusch, danach frisst er zum Frühstück rund 20 Würmer“, berichtet Menn. „Abends sind es dann ein paar mehr.“

Die Viersenerin betreibt in der Kreisstadt ehrenamtlich eine Fledermaus-Ambulanz. Diese ist ordnungsgemäß bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Viersen angemeldet. Fledermäuse gehören nämlich zu einer streng geschützten Art. Jede Fledermaus, die bei Menn zur Pflege abgegeben wird, muss die junge Frau der Behörde melden. „So niedlich die Tiere sind — man darf sie nicht behalten“, sagt sie. „Ich pflege sie gesund, und danach geht es wieder an den Standort zurück, an dem die betreffende Fledermaus gefunden wurde.“

Vor vier Jahren wurde Menn von der Begeisterung für Fledermäuse gepackt. „Wir haben das Benrather Schloss besucht und eine Führung mitgemacht. Als dort der Bat-Detektor eingeschaltet wurde und das ,Klack Klack’ der Fledermäuse zu hören war, hat es mich erwischt“, erinnert sie sich. Sie begann sich zu informieren, las Bücher und besuchte Vorträge über Fledermäuse. Es entstanden Kontakte zu Fledermaus-Ambulanzen in Tübingen und Haan. „Ich habe mich halt gefragt, wer den Tieren hilft, wenn Not am Mann ist“, berichtet Menn.

Fledermäuse, die bekanntlich Winterschlaf halten, brauchen auch Hilfe, wenn sie aufgrund plötzlich warmer Tage zu früh aus dem Winterschlaf erwachen. „Sie finden dann noch kein Futter, sind entkräftet und würden sterben“, erläutert Menn. Einen solchen „Kandidaten“ hat sie gerade hochgepäppelt: Berthold, wie die Viersenerin die Fledermaus nannte, wurde am Landtag gefunden und dort auch wieder ausgesetzt. Dass sich manche vor Fledermäusen gruseln, kann Menn nicht verstehen — zumal die fliegenden Säugetiere reine Insektenfresser sind und eine Fledermaus pro Nacht rund 2500 Mücken frisst.