Wilder Müll als Todesfalle

120 Tonnen Müll landen 2009 im Gladbacher Wald. Etliche Tiere verenden dadurch.

Mönchengladbach. Im Wald ist die Luft frisch, und die Vögel zwitschern. Aber dort landen auch ganze Lastwagen-Ladungen von Müll und gefährden Pflanzen und Tiere. Das ist die bittere Realität, der die Mönchengladbacher Förster bei ihrer täglichen Arbeit begegnen.

120 Tonnen Müll haben Mitarbeiter des Forstamtes im vergangenen Jahr vom Waldboden eingesammelt. "Zwei von 14 unserer Mitarbeiter sind mittlerweile mit fast nichts anderem mehr beschäftigt", sagt Reinhard Heise. Der Forstinspektor in der Forsteinsatzstelle im Hardter Wald beobachtet die Entwicklung im städtischen Wald seit Jahren mit Sorge. "Und da ist der Müll in privatem Wald ja noch gar nicht eingerechnet."

Was zwischen Bäumen und Büschen, auf Wegen, direkt neben vorhandenen Papierkörben oder auf den Parkplätzen, die manche offenbar regelrecht für "Drive in"-Müllkippen halten, gefunden wird, ist Abfall aller Art. Das, was illegal entsorgt wird, reicht vom Schokoladenpapierchen und der Getränkedose über ganze Tüten voller Hausmüll bis hin zu gewerblichem Müll.

"Wir haben hier Lastwagen-Ladungen an Reifen oder ganze Wohnzimmer eingesammelt", bilanziert Heise. 15Fernseher, die auf einmal abgeladen wurden, gehören dazu wie "wirklich Ekelhaftes". "Da ist jemandem die Gefriertruhe abgetaut, und wir finden die ganzen vergammelnden Lebensmittel im Wald."

Für die Umwelt gefährlich wird es, wenn Altöl oder Flüssigkeit aus wild entsorgten Batterien in den Waldboden laufen. "Und es kommt vor, dass sich Wildtiere an Glassplittern verletzen." Eingebrannt haben sich in Heises Gedächtnis die Bilder von verendeten Tieren wie Igeln in weggeworfenen Blechdosen, die wegen der Essensreste hinein gekrabbelt waren und nicht wieder herauskamen.

Erklären kann sich der Stadtförster das Verhalten seiner Zeitgenossen nur mit "Bequemlichkeit". "Manchmal ist der Müll so schneller entsorgt, als wenn man auf die nächste reguläre Abfuhr wartet. Manchmal wollen diese Leute nicht an der Müllabladestelle Gebühren zahlen, in der Schlange warten oder die Öffnungszeiten passen ihnen nicht."

Sparen wollen offenbar auch viele der Täter, die sich im Wald ihres Hausmülls entledigen. Sie bräuchten eigentlich eine größere graue Tonne und müssten dann mehr Gebühren zahlen.

Früher lag der Durchschnitt beim wilden Müll bei rund 60Tonnen. In den 90er Jahren wurde es immer mehr und lag ab Mitte der 90er bei rund 120 Tonnen. Seitdem hat sich die Menge nicht mehr wesentlich geändert.

Abschreckung ist ein Versuch, des Problems Herr zu werden. Bußgelder, um genau zu sein. "Manche lassen uns in ihrem Müll die Adressen ja gleich da." Aufklärung wäre ein weiterer Versuch. Umwelterziehung heißt ein Stichwort. Bei den Waldführungen mit Kindern erklären die Förster den Mädchen und Jungen, warum sie keine Chipstüten oder Kaugummipapiere fallen lassen dürfen. "Aber die Kinder sind ja nicht das Problem", sagt Heise.

Was die Erwachsenen angeht, "überlegen wir, die Papierkörbe drastisch zu reduzieren." Denn auch wenn es merkwürdig klingt, die Körbe, die für den Müll der Spaziergänger gedacht sind, sind ein Problem. "An Parkplätzen laden sie viele regelrecht dazu ein, ihr Auto erst einmal richtig aufzuräumen."

Bleibt noch Heises Appell: "Im besten Fall nehmen Spaziergänger, auch wenn wir hier Papierkörbe haben, ihren Müll mit nach Hause. Es macht doch eigentlich keine große Mühe, das, was man zum Spaziergang in den Wald hinein getragen hat, im leeren Zustand wieder mitzunehmen."