Mut zur Familie sinkt in schweren Zeiten
Pro Familia verzeichnet mehr werdende Mütter, die um die Existenz fürchten.
Mönchengladbach. Deutlich mehr Beratungsbedarf hatten die drei Mitarbeiterinnen von Pro Familia Mönchengladbach 2009 zu verzeichnen. "Ein Anstieg um 15 Prozent", sagt Janine Horn-Tilke, die die psychologische Beratung übernimmt. 50 Beratungsstunden bietet sie mit ihren Kolleginnen pro Woche an.
Was sie dabei beunruhigt: "Immer mehr sehen die wirtschaftliche Situation als Problem im Fall einer Schwangerschaft", sagt Hannelore Lambertz-Eichhoff, die für die Sozialberatung verantwortlich ist. Sie klärt dann mit den Eltern, welche Unterstützung ihnen aus der Sozialgesetzgebung zustehen. "Der Mut zur Familie sinkt in wirtschaftlich unsicheren Zeiten", sagt sie.
Dieses Problem offenbart sich auch, wenn es um die Gefahr geht, ein behindertes Kind zu bekommen. "Oft kommen die Paare zu uns, wenn bei der pränatalen Diagnose am Embryo eine mögliche Behinderung festgestellt wird", sagt Dr. Angela Böttcher.
Sie ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und für die medizinische Beratung zuständig. Sie schätzt bei Pro Familia die Zusammenarbeit mit Kolleginnen der anderen Bereiche. "Dann können wir viele Paare an entsprechende Selbsthilfegruppen verweisen, wo sie aus erster Hand hören, wie das Leben mit so einem behinderten Kind aussieht", sagt Lambertz-Eichhoff.
Auch bei der Beratung in Sachen Empfängnisverhütung spielt das Geld eine immer größere Rolle, denn die Kosten für die Verhütungsmittel werden nicht von den Krankenkassen übernommen. Manche, etwa die Hormonspirale, werden von der Stadt bei Hartz-IV-Empfängerinnen bezuschusst. Auch Fragen zu alternativen Verhütungsmitteln werden an Böttcher gerichtet.
Auf der anderen Seite kommen Paare zu Pro Familia, deren Kinderwunsch nicht fruchtet. "Das ist eine sehr belastende Situation", weiß Horn-Tilke. Dabei müsse eine professionelle Beratung einspringen.
Insgesamt seien die Beratungsgespräche komplexer geworden und damit zeitaufwändiger. Auch die sexualpädagogische Präventionsarbeit für Gruppen werde verstärkt nachgefragt. "Es kommt gut an, dass wir einen Kollegen haben, der sich speziell um Jungen-Gruppen kümmert", so Horn-Tilke.
Wichtig ist auch die Beratung per E-Mail. "Wenn es eine Frage nach dem Versagen der Pille gibt, muss die schnell beantwortet werden", so Lambertz-Eichhoff. Das Internet ermöglicht das. boe