Wirbel um Supermarkt-Bau
Kurz bevor er das Rathaus verließ, hat Oberbürgermeister Norbert Bude dem Kaufland-Projekt den Weg geebnet.
Mönchengladbach. Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) hat kurz vor seinem Abgang aus der Stadtverwaltung noch vor allem in Holt umstrittene Baupläne endgültig auf den Weg gebracht. Der nicht wiedergewählte Verwaltungs-Chef wies nach Angaben von Mitarbeitern der Stadtverwaltung an, „unverzüglich“ die Bauvoranfrage der Baufirma Jessen zum Holter Supermarkt-Projekt „Kaufland“ mit dem Vermerk „okay“ zu bescheiden.
Die Genehmigung zum Bau soll sich dann kurz darauf einer der beiden der CDU nahestehenden Bücker-Brüder der Firma Jessen, also der möglichen Kaufland-Investoren, persönlich im Rathaus Rheydt abgeholt haben, berichten Stadtmitarbeiter.
Der Vorgang kurz vor dem Ausscheiden Budes habe innerhalb der Fachverwaltung für rege Diskussionen gesorgt, heißt es. Es sei unüblich, dass sich ein Stadtverwaltungs-Chef in die laufende Sachbearbeitung einmische, auch nicht, um etwas zu vollenden, bevor er geht.
Gegen das Kaufland-Projekt, das nach dem Abriss des ehemaligen Praktiker-Baumarktes an der Aachener Straße verwirklicht werden soll, gibt es Bedenken. Nicht nur von Bürgern und dem Einzelhandel. Die Bündnis-Grünen schrieben an die Bezirksregierung Düsseldorf und baten um Prüfung. Die wiederum schrieb an die Stadtverwaltung und bat sie um Informationen. Doch dieser Brief soll längere Zeit in der Verwaltung unbeantwortet geblieben sein.
Jetzt soll er nach Informationen aus der Verwaltung beantwortet werden. Jetzt, da der Stadtrat in der letzten Sitzung vor den Wahlen längst mit den mehrheitlichen Stimmen von CDU/SPD Ja gesagt hat und die Bauvoranfrage des Kaufland-Investors schneller als nach Ansicht der Grünen sonst üblich positiv bewertet wurde. Übrigens hatte nicht nur Jessen die Bauvoranfrage gestellt, sondern auch die Warenhaus-Gruppe Kaufland. Kaufland gilt als Konkurrent von Real der Metro-Gruppe mit Zentrale im Volksgarten.
Ob Jessen noch in diesem Jahr bauen kann, hängt auch davon ab, inwieweit Kaufleute beziehungsweise Anwohner gegen den Riesenmarkt mit seinen mehr als 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche klagen werden. Einige von ihnen haben sich juristisch beraten lassen und schließen den Rechtsweg nicht aus.
Dass Jessen nun wohl nach Paragraph 34 Bundesbaugesetz beschleunigt bauen darf, werten nicht nur Sprecher des „Gladbacher Masterplans“ als „Sonderbehandlung“. Dessen Vorsitzender Fritz Otten hatte Bude mehrfach davon zu überzeugen versucht, dass derartige Ansiedlungen viel zu groß für Holt und Umgebung seien.
Auch die Kritik unter anderem vieler Holter, dass „Kaufland“ in Holt gegen das gültige Einzelhandelskonzept verstoße und den Kaufleuten der Bankrott drohe, wurde nicht gehört. Anwohner und Geschäftstreibende gehen auch davon aus, dass der verkehrsberuhigten Aachener Straße der Verkehrsinfarkt blüht und die Holter sich in der bestehenden Umweltzone angesichts steigenden Autoverkehrs von Lieferanten und Kunden statt einer sinkenden einer steigenden Feinstaubbelastung gegenübersehen.