WM lässt Kassen kaum klingeln
Händler sind vielfach enttäuscht, nicht aber die Fans des Frauen-Fußballs.
Mönchengladbach. Der Frauen-Fußball ist keine Randerscheinung mehr. Daher will die WZ wissen, ob bei den Gladbachern das Herz jetzt für den Frauenfußball schlägt. Die Fanmeile auf dem Kapuzinerplatz ist so etwas wie ein Epizentrum des sportlichen WM-Erdbebens. Hier treffen wir Heike Zeiatz, die mit ihren Tageskindern Lenny und Davina unterwegs ist. Davina hat eines der Bilder gemalt, die die Absperrungen am Kapuzinerplatz zieren. Sie präsentiert es mit Stolz.
Heike Zeiatz entpuppt sich als Fan. „Früher hat mich Frauenfußball nicht interessiert“, sagt sie, „aber jetzt bin ich begeistert.“ Sie will mit Freundinnen auf die Fanmeile kommen. Die hat es ihr besonders angetan. „Es ist toll, dass der Frauen-Fußball mitten in der Stadt angekommen ist“, meint sie.
Enes, Anis und Abdullah lassen es in dem Soccerfeld krachen, das auf dem Kapuzinerplatz steht. Die 12- und 13-jährigen Jungen kennen sich aus und haben etliche Spiele gesehen. „Frauen-Fußball ist fairer“, findet Anis. Allerdings: „Bei Hand wird nicht abgepfiffen“, kritisiert Freund Enes eine Schiedsrichterinnenleistung. Er will das Spiel Deutschland-Frankreich auf der Fanmeile sehen.
Sophie, die in einer deutsch-französischen Jugendgruppe unterwegs ist, hat noch mehr Glück: Sie hat eine Karte für das Spiel ergattert. „Ich freue mich darauf“, sagt sie, die selbst begeistert Fußball gespielt hat und von Verletzungen gestoppt wurde.
Noch nicht erreicht hat die neue Begeisterung für den Frauenfußball die Ladentische und -kassen. In einer Buchhandlung finden wir einen fußballmäßig dekorierten Tisch: Auf einer Deutschlandfahne werden Bücher zum Thema präsentiert. Von einer Umsatzsteigerung ist wenig zu spüren. „Wir verkaufen nicht mehr als sonst auch“, stellt Iris Degenhardt fest. Dafür hat sie es privat mit einem Fußballfan zu tun. Ehemann Volker Degenhardt guckt gern Frauenfußball: „Nicht nur die Spiele mit deutscher Beteiligung.“ Die Brasilianerinnen haben ihn sehr beeindruckt.
Ali Inan und Yakup Altunkilic verkaufen direkt dort Döner, Pizza und Pommes, wo sich die Fußball-Fans zum Open Viewing treffen. Ihre Erfahrung: Wenn die Fanmeile auf dem Kapuzinerplatz beim Spiel der Deutschen gut besucht ist, „haben wir hier noch mehr zu tun als sonst“, sagt Ali. Er ist echter Fachmann für Frauenfußball, lässt kein Spiel der WM aus. Yakup steht eher auf Männerfußball.
Ali Arslanboga hat zum Feiern keine Zeit, denn mit dem Fußball „kommen mehr Menschen, und die Umsätze steigen“. Der Kiosk, in dem er arbeitet, liegt gegenüber der großen Leinwand der Fanmeile. Sobald das deutsche Team antritt, gehen bei ihm vor allem Getränke und Süßigkeiten gut : „Wenn die anderen spielen, merken wir das nicht so“, erklärt Ali.
Im Spielwarengeschäft Seidel ist ein Ständer mit schwarz-rot-goldenen Fanartikeln gefüllt. Egal, ob Perücken, Trikots oder Fahnen: „Die Nachfrage ist nicht so groß“, sagt Brigitte Heymanns. Internationale Fußballatmosphäre hat die Spielwarenverkäuferin kaum zu spüren bekommen: „Einmal haben uns Brasilianer nach Perücken in ihren Landesfarben gefragt. Die haben wir leider nicht“, bedauert sie.