Musik von Ennio Morricone in der Tonhalle Erinnerungen an einen großen Komponisten

Die Milano Festival Opera gastierte in der Tonhalle mit Stücken aus Soundtracks des weltberühmten Komponisten Ennio Morricone.

Ennio Morricone in einer Aufnahme aus den 90er-Jahren.

Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com/Cecilia Fabiano

. Im Juli 2020 starb im Alter von 91 Jahren der italienische Komponist Ennio Morricone, der in fast 60 Jahren die Filmmusik geprägt hatte wie kein Zweiter. Die ersten Filmmusiken schrieb er Anfang der 60er-Jahre, mit seiner letzten Musik drückte er wiederum einem italienischen Film seinen tönenden Stempel auf, „La Corrispondenza“ von Giuseppe Tornatore, einem von Morricones Lieblingsregisseuren. Hier schloss sich ein Kreis.

In der Tonhalle war nun eine Produktion mit „The Best of Ennio Morricone“ nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Mit einem etwa 40-köpfigen Orchester sowie einem Chor von 22 Stimmen trat die Milano Festival Opera auf, die einige Erfahrung im Bereich von Operntourneen hat. Die Leitung hatte der polnische Dirigent Marcin Wolniewski.

Man erkennt Morricone an einprägsamen Melodien

Abgerundet werden sollte diese Veranstaltung noch durch Original-Filmszenen, hieß es. Von wenigen älteren Filmen gab es tatsächlich auf einer recht kleinen Leinwand oberhalb des Orchesters parallel zur Musik einige Originalszenen zu sehen. Von vielen bekam das Publikum allerdings nur Szenenfotos geboten, die ein wenig animiert wurden, indem man in sie hinein- oder aus ihnen herauszoomte. Wichtige Schauspielerinnen und Schauspieler wie zum Beispiel Claudia Cardinale, Henry Fonda, Alain Delon, Lino Ventura, Jean-Paul Belmondo und Robert de Niro wurden dabei ins rechte Licht gerückt.

Auf diese Weise wurde Atmosphäre geschaffen und das Publikum an den jeweiligen Film erinnert. Die Musik stand ja im Vordergrund. Die berühmten Schauspielerpersönlichkeiten zeigten außerdem, dass Morricone bei den ganz großen Produktionen mitgewirkt hatte und von den ebenso berühmten Regisseuren engagiert worden war.

Wieder andere Filmmusiken wurden nur von Symbolbildern begleitet, die nur noch sehr wenig mit dem Film zu tun hatten: hier eine Pistole, dort eine Landschaft; mal Meereswellen, mal Verliebte vor Sonnenuntergang. Da wurde es kitschig.

„Es war einmal in Amerika“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ (von Regisseur Sergio Leone) bildeten den Rahmen des Programms. Hört man diese Musik, beginnt das Kopfkino. Man erkennt Morricone an einprägsamen Melodien, an der Abfolge der Harmonien ebenso wie an der Rhythmik, die oft Gegensätzliches schichtet. Hierfür entwickelten die Musiker in der Tonhalle ein gutes Gespür. Man hörte harte Kontraste zwischen E-Gitarre und sanftem Streicherklang, über dem sich noch ein marschartiger Rhythmus der Trommeln entfaltete. Aber auch bezaubernde Klänge des „Cinema Paradiso“, die die Sehnsucht nach der Heimat und der alten Zeit erlebbar machten. Morricones Musik ist geradezu ikonisch, sie macht einerseits den jeweiligen Film, andererseits den eigenen Stil des Filmkomponisten unverkennbar und entfacht stets große Emotionen.

In den meisten Fällen lieferten der Chor und der Dirigent eine Musik ab, die dem Original recht nahe kam. Man wurde an schöne, spannende, romantische, lustige und anspruchsvolle Filme erinnert. Aber gerade weil Morricones Musik so bildhaft ist, hätte man bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ die Mundharmonika nicht durch die Piccoloflöte ersetzen dürfen. Das zerstörte die inneren Bilder. Der Chor intonierte stets zuverlässig Morricones typische Gesangslinien auf zumeist textlose Silben wie „Pom“ („Todesmelodie“) oder schlicht „Ah“, wie in vielen anderen. Bei einigen Nummern kamen die Solistinnen Kinga Karska und Katarzyna Gierla auf die Bühne, um Morricones ebenso textlose Kantilenen mit ausdrucksstarken Stimmen zu singen. Das erzeugte durchaus Gänsehaut.