Kerpen Mutter wegen Totschlags an siebenmonatigem Säugling verurteilt

Köln · Im März 2018 wurde ein sieben Monate alter Junge leblos in seinem Kinderbett aufgefunden. Der Verdacht fiel auf die Eltern des Kindes. Jetzt erging ein Urteil.

Symbolbild

Foto: dpa/Marius Becker

Elf Monate nach dem Fund eines toten Babys in Kerpen ist dessen junge Mutter zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Kölner Landgericht verurteilte die angeklagte 23-jährige Frau am Dienstag wegen Totschlags und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Der ebenfalls angeklagte 48 Jahre alte Ehemann der Frau und Vater des Jungen wurde hingegen freigesprochen.

Der sieben Monate alte Junge war am 8. März 2018 in seinem Kinderbett in der heimischen Wohnung in Kerpen bei Köln leblos aufgefunden worden. Sein Körper wies zahlreiche Hämatome, Kratzer und Bissspuren auf. Todesursächlich war laut dem Urteil Gewalt gegen den Kopf des Jungen, die zu einer Schädel-Hirn-Verletzung führte.

Das Gericht geht davon aus, dass der Junge von der Frau mit einem kantigen Gegenstand geschlagen wurde oder dass das Kind aus rund 1,60 Meter Höhe auf einen kantigen Gegenstand gestürzt ist. Den genauen Tathergang konnten die Richter nicht aufklären.

„Wir sind überzeugt, dass Sie aktiv gegen ihren Sohn vorgegangen sind“, sagte die Vorsitzende Richterin zur Angeklagten. Diese sei von ihrem Mann mit der Kinderversorgung und -erziehung sowie dem Haushalt alleingelassen worden und habe aus Überforderung „die Nerven verloren“. Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft für die Frau gefordert. Die beiden Verteidiger hatten Freispruch beantragt.

Zunächst hatten beide Angeklagte vor Gericht geschwiegen. Kurz war in dem Verfahren auch der Verdacht auf den zum Tatzeitpunkt zweijährigen Bruder des getöteten Jungen gefallen. Diese Annahme wurde aber vom rechtsmedizinischen Gutachten widerlegt. Als die Angeklagte im Verlauf des Prozesses dann ihren Ehemann beschuldigte, verwickelte sie sich in Widersprüche, die zu ihrer Verurteilung führten.

(dpa)