NRW Nicht nur den Umzug im Kopf
Kempen · Seit Tagen beherrscht die Vorfreude auf St. Martin die Stimmung in der Stadt. Bei seinem traditionellen Bummel traf der Flüsterer am Propsteigarten auf einen Schülermit seiner Fackel, die er gerade aus dem Rathaus geholt hatte.
Das Kompliment „Schön gebaut“ hörte der junge Mann gerne. Und wer beim Bäcker Weidenfeld auf der Judenstraße in der Schlange auf seinen Wochenendstuten wartete, konnte einen Blick auf den kunstvoll gestalteten „Martinszug“ im Verkaufsfenster werfen. „Wir kommen extra aus St. Hubert, kombinieren Markt und Bäcker“, meinte ein mitteljunges Ehepaar und ging wegen der Länge der Schlange übergangsweise ins „Sylter Eiscafé“ in der Gewissheit „Wir haben ja vorbestellt.“
Die nächste Session naht
Nach den Martinszügen ist vor dem Karneval: Alle drei Jahre betritt in Kempen ein neuer Prinz oder ein Prinzenpaar den närrischen Thron. Bisher fand die Vorstellung des neuen Herrschers beim Bürgermeister am 11.11. im Plenarsaal im Rathaus hinter “verschlossenen” Türen statt. Auf Anregung von Bürgermeister Christoph Dellmans soll die Vorstellung am kommenden Donnerstag vor großem Auditorium auf dem Buttermarkt stattfinden. „Wir machen das in der Form zum ersten Mal. Man muss gucken, wie das wirkt“, ist Heinz Börsch, Präsident des Kempener Karnevals–Komitees, aber zuversichtlich, dass es eine stimmungsvolle Angelegenheit wird. Eine Bühne mit Beschallung und Musik von Mediactec Kempen wird aufgestellt, dazu der obligatorische Getränkeausschank und ein Toilettenwagen. Tobias Stümges wird das Ganze moderieren. Und als besonderen Effekt wird die freiwillige Kempener Feuerwehr den Regenten per Drehleiterkorb verhüllt “einschweben” lassen. Die Proklamation findet am 8. Januar kommenden Jahres mit 2-G-Regelung im Kolpinghaus statt. Dafür gibt es Karten zum Preis von 27,50 Euro – KKV-Mitglieder zahlen fünf Euro weniger – die unter info@kempener-karnevals-verein.de vorbestellt werden können.
Gedenken wider das Vergessen
Dazwischen steht ein ernstes Ereignis: am 9. November jährt sich die Pogromnacht des Jahres 1938. In Kempen wurde die Synagoge ein Raub der Flammen und vielen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wurde Gewalt angetan. Zur Erinnerung an diese Verbrechen organisiert der Kempener Geschichts- und Museumsverein seit fast 20 Jahren eine Gedenkstunde wider das Vergessen. Nachdem diese Gedenkstunde im vergangenen Jahr nur im kleinsten Kreis abgehalten werden konnte, lädt der Kempener Geschichts- und Museumsverein jetzt wieder alle Kempener Bürgerinnen und Bürger und andere Interessierte für Dienstag, den 9. November, um 19.30 Uhr an das Mahnmal für die zerstörte Kempener Synagoge auf der Umstraße ein. Als Rednerin ist Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld in der Villa Merländer, eingeladen. Sie wird über ihre Arbeit und die angemessene Form des Gedenkens sprechen. Die musikalische Umrahmung übernimmt Herbert Holtemeyer. Eine Anmeldung zu der gut halbstündigen Gedenkstunde muss nicht erfolgen. Das Tragen einer Maske wird empfohlen ebenso wie das Einhalten der Abstandsregeln.
Der Kempen-Kalender ist da
In der Thomas-Buchhandlung an der Burgstraße sah man Tom Wolters mit seinem Sohn Robin und dem neu aufgelegten Exemplar seines Kempen-Kalenders. Vor 15 Jahre beschloss der heute 56-Jährige, den Kempen-Kalender mit tollen Landschaftsbildern, die er mit seiner Linse gebannt hat, zu veröffentlichen. „Vorher gab es einen von der Stadt. Der ist eingestellt worden, und ich wollte es wiederaufleben lassen.“ Auch diesmal sind faszinierende Landschafts-und Objektbilder entstanden – vom Haus Bockdorf über die Wetterfahne am Vatikänchen hin bis zum Klosterhof, der Burg, St. Antonius in Tönisberg oder der Peterstraße bei Nacht. Seinen Sohn Robin hat er jetzt für die Fotografie mit ins Boot geholt, ist eine Nachfolge schon geregelt. Bis zur Kalenderausgabe 20 Tom Wolters aber noch mit dabei sein. 150 Exemplare der besonderen Kalender stehen für 16,90 Euro in der Thomas-Buchhandlung oder bei Schreibwaren Beckers zum Verkauf.
Ein neuer Farbtupfer
Wer auf Marvel, Anime oder Star Wars steht, der hat seit ein paar Wochen auf der Judenstrasse eine neue Anlaufstelle. Denn dort hat Denise Reinecke den Laden „Die Geschenkehelden“ eröffnet. „Wir haben seit 20 Jahren ein ähnliches Geschäft wie hier in Krefeld. Wir waren häufig in Kempen und haben im Lockdown überlegt, wo wir hier einen Laden aufmachen können. Und so sind wir hier hier gelandet.“ Bei ihr finden sich Merchandise–Artikel aus Filmen, Caps, Schlüsselanhänger, Heliumballons, Spielekonsolen und Geschenkartikel. Warum sie sich so sicher ist, dass die Idee des Ladens auch in Kempen funktionieren wird? „Comic und Anime-Fans gibt es überall. Und Kempen war für uns die erste Wahl.“ Willkommen und viel Erfolg.
Besonderes Renaissance-Konzert
Der Kammerchor Libera Voce e.V. ist immer auf der Suche nach Musik in besonderen Nischen. Bei dem Konzert „Madrigale und mehr“ am 13. November ab 19 Uhr 30 in der Paterskirche setzt sich der Chor intensiv mit der Form des Madrigals in der Renaissance auseinander. Madrigale behandelten die weltlichen Alltags-Themen jener Zeit, auch mal amüsant oder provokant. Madrigale von Orlando di Lasso stehen dabei neben mustergültig musikalischen Meisterwerken dieser Gattung von Desprez, Encina und Morley. Und es gibt musikalische Ausflüge nach England in Vertonungen von John Dowland. Die passende instrumentale Begleitung kommt von Johannes Festerling, der die Laute an diesem Abend spielt. Ein faszinierender und spannender musikalischer Einblick in die Zeit der Renaissance.