„NRWupgrade“ NRW startet Kampagne für landesweites Azubi-Ticket

Düsseldorf · Für wenig Geld durchs ganze Land - was Studierende schon lange genießen, bekommen jetzt auch Auszubildende: ein günstiges Nahverkehrsticket für NRW.

Am 16. Juli wurde während einer PK das landesweite Azubi-Ticket vorgestellt.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Ein landesweit gültiges Azubi-Ticket soll helfen, mehr junge Leute in Nordrhein-Westfalen für eine berufliche Ausbildung auch außerhalb ihrer Wohnorte zu begeistern. Industrie, Handwerk und Gewerbe starteten am Dienstag in Düsseldorf gemeinsam mit Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) eine Informations- und Werbekampagne für das Azubi-Ticket „NRWupgrade“.

Verfügbar ist das Zusatzticket ab dem 1. August für maximal 82 Euro je Monat; wer nur innerhalb eines einzigen Verkehrsverbunds fährt, muss maximal 62 Euro für ein Azubi-Ticket zahlen. Die Verbünde garantieren für das 20 Euro teure Zuschlagsticket Preisstabilität bis 2023.

Im Gegensatz zum Semesterticket, das Studierende mit dem AStA-Beitrag bezahlen müssen, ist das Azubi-Ticket freiwillig. Nutzerbefragungen hätten ergeben, dass jeder zweite der rund 770.000 Studierenden in NRW sein Semesterticket gar nicht nutze, berichtete Wüst. Azubis, die das neue Angebot nicht benötigten, bräuchten es nicht zu bestellen. Der Kreis der berechtigten Nutzer sei darüber hinaus auch auf Gesellen in Meisterausbildung, Beamtenanwärter bis zum mittleren Dienst und Helfer im Bundesfreiwilligendienst ausgeweitet worden.

Das Ticket sei ein kleiner Beitrag, um mit der Attraktivität der akademischen Ausbildung gleichzuziehen, sagte der Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags, Hans Hund. Derzeit gingen 60 Prozent der Schulabgänger in eine akademische Ausbildung. „Das ist nicht gut für Deutschland und die Wirtschaft“, betonte der Handwerkspräsident.

Das Azubiticket könne helfen, mehr junge Menschen zu einer Ausbildung in NRW zu bewegen. Sehr großer Mangel herrsche etwa im Baubereich, sagte Hund. Regional gebe es aus vielen Landesteilen Klagerufe über den leer gefegten Azubi-Markt. Dies betreffe das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region ebenso wie Ostwestfalen oder das Sauer- und Siegerland.

Arbeitgeber, die das Azubi-Ticket bezuschussen, könnten die Zulage als Betriebsausgabe steuerlich geltend machen, sagte Wüst. Azubis müssten solche Zuschüsse - oder die komplette Übernahme der Kosten - nicht als geldwerten Vorteil versteuern.

Die Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) appellierte an die Unternehmer, sich an den Kosten zu beteiligen, da sie für Azubis zu hoch seien. Zudem müsse vor allem im ländlichen Raum intensiv in den öffentlichen Nahverkehr investiert werden, forderte der Jugendsekretär des DGB NRW, Eric Schley in einer Mitteilung. „Wenn keine Busse und Bahnen zum Ausbildungsbetrieb fahren, kommt das Azubiticket wie ein schlechter Treppenwitz rüber.“

NRW fördert das Azubi-Ticket nach Angaben des Verkehrsministers mit neun Millionen Euro jährlich plus dynamischer Steigerung um 1,8 Prozent ab 2021. Ein ähnliches Angebot gebe es bereits in Thüringen, Sachsen und Hessen, berichtete der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern NRW, Ralf Mittelstädt.

(dpa)