Ärger am Angermunder Baggersee Uneinigkeit bei Dauerstreit-Thema
Angermund. · Zahlreiche Anträge zu den Problemen rund um die Angermunder Seen haben bislang keine dauerhafte Verbesserung ergeben.
Zu einem heftigen Schlagabtausch haben die Probleme rund um den Angermunder Baggersee in der Bezirksvertretung 5 geführt. Grund war ein Antrag der CDU-Fraktion. Mit ihm soll die Verwaltung aufgefordert werden, ein umfassendes Konzept gemeinsam mit dem Gremium und Bürgern zu erarbeiten, um die vielfältigen Probleme wie beispielsweise Müll, Lärm und Parkplatznot zu lösen. Die SPD kritisierte diesen Antrag allerdings als „reines Wahlkampfgetöse“. „Wir haben uns seit 2004 mit insgesamt 71 Vorlagen zum Thema Baggersee beschäftigt und im Juni 2001 schon ein Konzept beschlossen. Alle unsere Anträge haben bislang die Probleme nicht lösen können, deshalb ist das jetzt lediglich ein Wahlkampfthema, weil die Problemlage nicht mit einem Konzept lösbar ist“, sagt Benjamin Tscholl (SPD).
CDU-Fraktion bringt
Antrag in Gremium ein
Dem widersprach Ratsherr Andreas Auler (CDU). Die Anzahl der Anträge würde dokumentieren, dass sich die Verwaltung nicht um das Problem gekümmert habe. „Der Zeitpunkt des jetzigen Antrags hat damit zu tun, dass sich die Zuspitzung der Lage nun einmal nicht nach dem Sitzungskalender richtet.“ So waren in diesem Sommer besonders viele Besucher zum See gekommen. „Wir wurden regelrecht überrannt“, sagt der in Angermund wohnende Politiker Martin Schilling (CDU). Das hatte mit dem guten Wetter, aber auch mit den Auswirkungen von Corona zu tun.
Da viele Freibäder und andere Freizeitstätten nur begrenzt besucht werden konnten, wurden von den Bürgern alternative Orte gesucht. Obwohl in den Angermunder Seen das Baden offiziell nicht erlaubt ist, zogen sie bei heißem Wetter dennoch Besucher in Scharen an. Lärm, wild parkende Autos und große Müllberge sorgten dann für Konflikte mit den Anwohnern, die sich darüber immer wieder heftig und zumeist vergeblich beschwerten.
Baggersee ist gerade in Corona-Zeiten ein „Besuchermagnet“
Dass sich einige Bürger 2018 sogar beim Innenminister über die Zustände am See beklagt hatten, hält Tscholl für einen Fehler. „Die Anwohner haben sich damit selber einen Bärendienst erwiesen, denn dadurch war das Thema in allen Medien und nach dieser großen Aufmerksamkeit sind noch mehr Besucher gekommen.“ Tscholl befürwortet Kontrollen durch Polizei und Ordnungsdienst. Es hätte sich gezeigt, dass die Bürger bei akuten Lagen Hilfe erhielten, wenn sie diese
anforderten.
Das sieht allerdings Schilling anders, der sich, ebenso wie Jürgen Gocht (Grüne) regelmäßige Kontrollen wünscht. Die sollen notfalls auch nachts erfolgen, da die Besucher häufig den Schlaf der Anwohner stören würden. Als weitere Sofortmaßnahme, bis die Verwaltung ein Konzept erarbeitet hat, fordert die CDU, dass die Anzahl und Größe der Mülltonnen überprüfen und zusätzliche Mülltonnen aufgestellt werden. Zudem sollen die bis 2015 praktizierten Zufahrtsbeschränkungen in die Wohngebiete an Wochenenden und schönen Tagen umgehend wieder in Kraft gesetzt und durch den Ordnungsdienst kontrolliert werden.
Solche Sperrungen hält Tscholl für falsch. Diese hätten in der Vergangenheit nicht zu Verbesserungen geführt, da die Fahrzeuge in andere Straßen ausgewichen seien. Die SPD hat allerdings die Verwaltung gefragt, ob die Straße „An der Anger“ abgepollert werden kann. Dort parken Besucher immer wieder Autos wild im Wald, um von dort zum östlichen Bereich des Sees zu gelangen.
Eine Sperrung ist aber laut Verwaltung nicht umsetzbar. „In der Erfahrung dieser Beschränkung zeigte sich, dass etwa Paket- und Lieferdienste die Anlieger nicht erreichen konnten und die Müllentsorgung nicht gesichert war.“ Zudem müsse die Feuerwehr die Bereiche östlich des Flughafens im Notfall über die Straße erreichen können.
Bei der Abstimmung stimmten SPD und Linke gegen den CDU-Antrag, der somit dennoch eine Mehrheit erhielt. Die Verwaltung wird nun aufgefordert, ein Konzept zur Lösung der Probleme zu erarbeiten. Ziel soll die geordnete Nutzung des Baggersees zur Naherholung sein. Sollte dies nicht möglich sein, soll die Verwaltung alternativ ein Konzept vorlegen, wie das Badeverbot rundum die Seen durchgesetzt werden kann. „Zu denken wäre beispielsweise an eine Einzäunung, soweit die Eigentümer der Anrainer Grundstücke zustimmen, oder etwa die Schaffung natürlicher Zugangsbarrieren, wie beispielsweise durch Anpflanzungen im Uferbereich“, schlägt Antragssteller Martin Schilling vor.