Stromtrasse A-Nord Protest gegen Stromkonverter - Energiewende mit Hindernissen
Meerbusch · Die Entscheidung über die Stromtrasse A-Nord ist überfällig, wird für 2019 aber erwartet. Die Stadt Meerbusch hofft, den Bau des Konverters doch noch abwenden zu können.
Das Ziel ist klar: Bis zum Jahr 2050 sollen in Deutschland 80 Prozent des Stroms durch Erneuerbare Energien gedeckt sein. Die Realität sieht anders aus. Der Bau der umstrittenen Stromautobahnen, die große Mengen Windstrom von der Nord- und Ostsee in den Süden transportieren sollen, schreitet nur langsam voran. Seit Jahren wird über die Trassenführung und den geplanten Stromkonverter, der auf „halber Strecke“ im Rhein-Kreis Neuss stehen soll, gestritten. Das Thema ist hochemotional, fast 1500 Mitglieder unterstützen allein die Facebook-Gruppe der Bürgerinitiative „Meerbusch gegen einen Doppelkonverter“.
Der Zeitplan von Netzbetreiber Amprion sah eigentlich vor, dass die Bundesnetzagentur die Unterlagen für die Bundesfachplanung, die den Trassenkorridor festlegt, bis Weihnachten auf Vollständigkeit prüft. Doch das Verfahren zieht sich wohl bis ins Frühjahr, erst im Anschluss daran sollen die Unterlagen für die Öffentlichkeit ausgelegt werden. Auch mit einer Entscheidung über den Konverter-Standort, die entweder die Bezirksregierung oder die Bundesfachplanung trifft, ist nicht vor Herbst zu rechnen.
Amprion ist einer von vier in Deutschland tätigen Netzbetreibern. Die GmbH will in den nächsten zehn Jahren 2000 Kilometer Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen verlegen, vorrangig Erdkabel. Die für den Westen wichtige Trasse A-Nord soll ab dem Jahr 2025 rund 2000 Megawatt elektrische Leistung von Emden ins Rheinland übertragen. Seit Anfang 2018 steht die Wunschroute von Amprion fest, der Bürgerdialog läuft. Dreh- und Angelpunkt ist der Standort der Konverteranlage. In diesem Schaltzentrum (Kosten: etwa 450 Millionen Euro) soll Wechsel- in Gleichstrom umgewandelt werden und umgekehrt.
Amprion hatte insgesamt 24 mögliche Flächen für einen Konverter geprüft. Weil die Leitungsanbindung A-Nord als Erdkabel realisiert werden soll, sei etwa der Standort Gohr ausgeschieden. Schließlich galt die Dreiecksfläche in Kaarst lange als Wunschstandort. Dort könnte der Konverter aber nur gebaut werden, wenn die Kiesförderung aufgehoben wird. Der Regionalrat hätte in diesem Fall ein Änderungsverfahren abschließen müssen. Statt Kaarst rückte damit die Fläche Meerbusch-Osterath wieder in den Fokus (siehe Grafik). Laut Amprion ist der Konverter dort 700 Meter von Häusern entfernt, die Osterather sprechen von 400 bis 600 Metern. Einen gesetzlichen Mindestabstand zu einem Wohngebiet gibt es nicht.
„Wir wollen den Konverter nicht verhindern, wir halten diesen Standort in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung nur für absolut ungeeignet“, sagt Norma Köser-Voitz, Sprecherin der Meerbuscher Bürgerinitiative. „Wir haben schon erreicht, dass die Konverterhallen mit 18 Metern niedriger werden als ursprünglich geplant.“
Da es eine Anlage dieser Größenordnung (20 000 Quadratmeter bebaute Fläche, 100 000 Quadratmeter Gesamtfläche) in bewohnten Gebieten bislang nicht gibt, sind die Sorgen der Anwohner zu möglichen Gesundheitsrisiken (Lärm, magnetische und elektrische Felder) entsprechend groß. Die Bürgerinitiative Kaarst, die sich ebenfalls strikt gegen die Fläche „OSKAR“ (Osterath-Kaarst) ausspricht, kritisiert, dass es keine Gesamtbetrachtung der Immissionen gebe.
Die Meerbuscher hoffen indes auf Unterstützung durch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage hatte den Minister im Oktober in einem fünfseitigen Schreiben eingeladen, sich vor Ort ein Bild der möglichen Standorte zu machen und so den Konverter auf Meerbuscher Stadtgebiet doch noch abzuwenden. Geantwortet hat Altmaier bis jetzt nicht.