Handball Bayer Dormagen erreicht das Minimalziel – mehr nicht
Dormagen/Düsseldorf · Das 31:23 im Lokalduell bei den Vikings ist kein Anlass für Euphorie. Schon am Mittwoch steht das nächste Spiel an.
. Okay, ein Lokalduell zu gewinnen ist immer etwas Besonderes. Zumal in der Fremde, zumal in der Landeshauptstadt, wo Siege für Linksrheinische, egal in welcher Sportart, stets begehrt sind und stets lauter bejubelt werden als anderswo.
Insofern sei den Zweitliga-Handballern des TSV Bayer Dormagen die vorweihnachtliche Freude über das 31:23 (Halbzeit 13:9) von Freitagabend bei den Rhein Vikings herzlich gegönnt. Doch Anlass zu Euphorie beschert dieser Sieg trotz des bevorstehenden Weihnachtsfestes und der nach dem ersten Rückrundenspiel (am Mittwoch um 17 Uhr beim TuS N-Lübbecke) folgenden sechswöchigen WM-Pause keineswegs. Denn dieser Sieg war bitter nötig. Immerhin hatten vor den Dormagenern schon 17 der 19 Zweitliga-Konkurrenten gegen die Rhein Vikings gewonnen, die binnen eines halben Jahres vom selbst postulierten „spannendsten und ambitioniertesten Projekt innerhalb des Deutschen Handball-Bundes“ zu einem Scherbenhaufen überzogener Erwartungen und Ambitionen geworden sind. Aufkehren darf diese Scherben Jörg Bohrmann – warum der 50-Jährige, ein netter, integrer und an sich fröhlicher Mensch, sich das antut, weiß vielleicht nicht einmal er selbst.
Im Spiel gegen jenen Klub, den er zu zwei Drittliga-Meistertiteln und in die Zweite Liga geführt hatte, musste Bohrmann mit ansehen, wie seine Vikings das Spielgerät reihenweise hergaben und die Dormagener zu genau der Spielweise einluden, vor der er eindringlich gewarnt hatte: dem schnellen Spiel mit Gegenstößen. Von denen die Gäste freilich längst nicht alle verwandelten – und das, obwohl sie dank eines milde ausgedrückt lethargischen Rückzugverhaltens der Vikings meist frei vor Vladimir Bozic auftauchten.
Der Torhüter, der mit zwölf Paraden das Duell gegen Sven Bartmann (11) knapp gewann, bekam als einziger Szenenapplaus von den zumindest akustisch in der Minderheit befindlichen Vikings-Fans unter den offiziell 1001 Zuschauern. Diese Zahl bescherte den Düsseldorfern zwar den zweitbesten Besuch dieser Saison – für ein Lokalduell, das einst für die Rarität eines ausverkauften Castellos gesorgt hatte, stellte sie eher eine Geisterkulisse dar.
Vikings spielen historisch schlechte Hinrunde
Den Klassenerhalt können die Vikings nach der schlechtesten Hinrundenbilanz aller Klubs seit Einführung der eingleisigen Zweiten Liga wohl abhaken. Um auf die ominösen 30 Zähler zu kommen, die als Minimum für dieses Ziel angesehen werden, müssten sie in der am Mittwoch (15 Uhr) mit dem Kellerduell gegen den Wilhelmshavener HV startenden Rückrunde 27 Punkte holen. Nur mal zum Vergleich: Die HSG Nordhorn-Lingen hat die Hinrunde als Tabellendritter mit 26:12 Punkten abgeschlossen. „Wir müssen jetzt mit den Spielern reden und wissen, wer in der Rückrunde alles geben will. Das haben auch unsere Fans verdient,“ sagt Jörg Bohrmann zu diesem Thema.
Den Dormagenern bescherte der Pflichtsieg genau die Hälfte dieser ominösen 30 Zähler – und ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. „Wir haben unser Hinrundenziel erreicht, auch weil die Jungs immer mit Leidenschaft spielen,“ stellte Trainer Ulli Kriebel, dem sein Kollege „herausragende Arbeit“ bescheinigte, fest.
So schnell kanns gehen im Handball – vor drei Wochen, nach dem 33:22 über Dessau, hatte Kriebel noch erklärt, Zufriedenheit sei der größte Feind im Abstiegskampf. In dessen weiteren Verlauf die Dormagener zwei Personalien mitnehmen: Eloy Morante Maldonado musste nach 40 Minuten vom Feld, weil er (wieder mal) umknickte – eine Diagnose steht noch aus. Und auf Linksaußen überzeugte der junge Nick Braun mit vier Treffern aus sieben Versuchen.