Auf Spurensuche in Neuss Gold, Weihrauch, Myrrhe – die Gaben fürs Jesuskind

Neuss · Die Geschenke der Heiligen Drei Könige sind Teil der Weihnachtsgeschichte. Welche Bedeutung haben sie heute?

Gold steht hoch im Kurs. Im Leihhaus Brocker – hier Mitarbeiterin Gina Jäger – verpfänden Kunden ihr Gold gegen Bargeld.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

. Jeder kennt die Gaben, die die Heiligen Drei Könige mitgebracht haben, um dem neugeborenen Jesuskind in der Krippe die Ehre zu erweisen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Geschenke sind als Symbole zu verstehen. Gold steht für das Bekenntnis, dass der Neugeborene ein König ist. Weihrauch steht für seine herausragende Bedeutung als Sohn Gottes. Und Myrrhe ist das Symbol dafür, dass das Kind als Erwachsener am Kreuz sterben wird. Verstorbene wurden damals mit Myrrhe und Balsam behandelt. Aber was würden – übertragen auf die heutige Zeit – die Heiligen Drei Könige im Jahr 2018 als Gaben mitbringen?

Frank Matchkowski von Juwelier Hahn sieht Gold immer noch als sozusagen königliches Geschenk an. Und auch als stabile Wertanlage. „Das kann Schmuck oder auch Gold in Barrenform sein“, sagt Matchkowski. Bei den Kosten möchte er sich nicht festlegen: „Sie schwanken wie der Benzinpreis. Derzeit kostet die Unze Feingold 35,37 Euro. Wobei das Angebot von 333 Gramm Goldanteil bis 999 Gramm Feingold reicht.“

Weihrauch und Myrrhe, die weiteren Gaben der Heiligen Drei Könige, sind nicht das klassische Tagesgeschäft der Gewürzmühle Engels. Zwar gehören 120 Naturgewürze und 150 Gewürzmischungen – von Anis bis Zimt – zum Angebot. Aber eben nicht Weihrauch und Myrrhe. Der simple Grund: Die Nachfrage ist zu gering. Myrrhe wird ähnlich wie Weihrauch unter anderem als Räucherwerk verbrannt. Sie hat aber auch pharmazeutische Bedeutung: Myrrhe soll gegen Entzündungen wirken, gilt als desinfizierend und blutstillend. In Form von Ölen und Kapseln kosten 50 Gramm Myrrhe im Internet-Versand 3,95 Euro.

Das Aufsteigen des Weihrauchs
ist ein Zeichen für das Gebet

Weihrauch wird heute vor allem in der Kirche verwendet. In der Bibel gibt es in den Psalmen einen Text, in dem es heißt: „Unser Gebet steige zu dir, Gott, auf wie der Weihrauch.“ Daher ist das Aufsteigen des Weihrauchs ein Zeichen für das Gebet. Da Weihrauch früher sehr kostbar war, wurde er nur bei ganz hohen Persönlichkeiten eingesetzt, zum Beispiel bei Königen. Und natürlich im Gottesdienst. Monsignore Guido Assmann, Oberpfarrer an St. Quirin, erklärt: „Heute benutzen wir Weihrauch bei ganz festlichen Gottesdiensten, die wir dann oft auch Hochamt nennen.“ In ein Gefäß, das an drei Ketten hängt und von den Messdienern geschwenkt wird, werden Kohlen gelegt. Die Kohlen werden angezündet und glühen. Auf die Kohlen werden die Weihrauchkörner gelegt, sodass der Weihrauch verdampft. Daraus ergibt sich der typische Geruch in der Kirche.

In St. Quirin und St. Marien
riecht es nach Paradies

Weihrauch wurde früher auch eine heilende Wirkung zugesprochen. Originalweihrauch stammt vom Harz des sogenannten Weihrauchbaumes. Die Gewinnung ist sehr aufwendig, das macht ihn teuer. Heutzutage wird in der Liturgie meistens eine Mischung aus echtem und künstlichem Weihrauch verwendet. „So wie jede Blume und jeder Baum anders riecht, gibt es auch beim Weihrauch unterschiedliche Düfte“, erklärt Assmann. „Der Kirchenweihrauch kostet je nach Qualität zwischen 15 und 35 Euro pro Kilo.“ Josef Thomé, Küster der Pfarreiengemeinschaft Neuss-Mitte, betont, dass das in Arabien oder Indien gewonnene Harz nicht ganz leicht zu bekommen ist. „Wir beziehen es von einem speziellen Handel in Kerpen“, erklärt Thomé. Und die verschiedenen Mischungen? In St. Quirin, St. Marien und den anderen Kirchen ist es die Note „Paradies“.

Bei den Heiligen Drei Königen, die sich auf den Weg zur Krippe machten, handelt es sich eigentlich um Weise aus dem Morgenland. In der christlichen Überlieferung wurden Weise, Magier oder Sterndeuter auch als Könige bezeichnet. Ursprüngliche Namen erhielten die drei Könige erstmals um das Jahr 500, im 9. Jahrhundert wurden sie in Caspar, Melchior und Balthasar umgedeutet. Der Name Caspar stammt aus dem Persischen und bedeutet so viel wie „Hüter des Schatzes“, Melchior ist ein hebräischer Name, er steht für „König des Lichts“. Balthasar ist ebenfalls ein hebräischer Name und bedeutet so viel wie „Gott schütze sein Leben“ beziehungsweise „Gott wird helfen“.

Die Heiligen Drei Könige symbolisieren jedoch noch etwas anderes: die drei damals bekannten Kontinente Asien, Afrika und Europa.