Auf der Suche nach Sponsoren für Profisport

Kölner Sporthochschule soll Ideen zur Förderung des Spitzensports im Kreis Neuss erstellen.

Rhein-Kreis Neuss. Die Sportklubs im Rhein-Kreis Neuss sind finanziell nicht auf Rosen gebettet, obwohl viele Vereine auf Bundesliga- oder zumindest Zweitliga-Niveau spielen. Das wurde mit der letztlich erfolgreich abgewickelten Insolvenz der Handballer des DHC Rheinland im Frühjahr einmal mehr deutlich.

Das war auch der Zeitpunkt, der beim Rhein-Kreis Neuss endgültig die Alarmglocken schrillen ließ. „Spitzensport ist wie der Breitensport ein wichtiger Standortfaktor. Er prägt das Image einer Stadt, schafft Vorbilder und fördert Euphorie, die sich wiederum identitätsstiftend auswirkt“, sagt Jürgen Steinmetz, Allgemeiner Vertreter des Landrats.

Im Vergleich zu anderen Städten seien sich Politik und Verwaltung im Rhein-Kreis jedoch einig, dass man den Profisport nicht mit Steuermitteln unterstützen dürfe. „Ignorieren wollten wir diese Entwicklung aber auch nicht“, so Steinmetz, der überzeugt ist, dass sich der Hebel an anderer Stelle ansetzen lasse: „Wir müssen die Rahmenbedingungen verbessern. Die Vereine haben auf der Vorstandsebene keine professionellen Strukturen, fast alles geschieht auf ehrenamtlicher Basis. Das führt zu Defiziten im Umgang mit bestehenden oder potenziell neuen Sponsoren.“

Einig sei man sich im Kreis-Sportausschuss gewesen, zur Bewältigung dieser Probleme externen Sachverstand hinzuzuziehen. Fünf Agenturen wurden um ein Angebot gebeten, die Wahl fiel auf das Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Sporthochschule Köln unter Leitung von Christoph Breuer. Die Finanzierung in Höhe einer kleineren fünfstelligen Summe erfolge aus Restmitteln des laufenden Haushalts.

Mit den infrage kommenden Vereinen sei die Erstellung des Konzepts mit dem Titel „Unterstützung und Entwicklung der Spitzensport treibenden Vereine im Rhein-Kreis Neuss“ zuvor besprochen worden, und die Resonanz sei erstaunlich gut gewesen, so Steinmetz: „Man ist keineswegs nur auf den eigenen Verein oder die eigene Sportart fixiert. Das Konkurrenzdenken ist nicht so ausgeprägt, wie ich befürchtet hatte.“

Auch mit den Vertretern größerer Firmen hat der Sportdezernent geredet. „Viele stehen einem Sponsoring gar nicht mal so skeptisch gegenüber. Aber es fehlt oft an einem Ansprechpartner, der eine auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnittene Gegenleistung garantieren kann.“

Wie so etwas aussehen könnte, sollen die Experten der Sporthochschule erarbeiten. Steinmetz will dem Konzept nicht vorgreifen, hat aber schon ein paar Einfälle: „Vielleicht wäre es möglich, den Sport im Kreisgebiet unter einer Dachmarke zu vereinen, um eine übergreifende Vermarktung anzustreben.“

Dann könnte man zum Beispiel einem Unternehmen eine Loge bei einem Tennis-Bundesligaspiel anbieten, wohingegen die Firma bei einer wiederum ganz anderen Sportart nur ihr Banner in der Halle aufhängen will. „So könnten Sponsoren auch flexibel auf die Wünsche ihrer jeweiligen Kunden reagieren“, sagt Steinmetz. Die Gelder würden dann in einen Topf fließen und nach einem bestimmten Verteilerschlüssel an die Vereine ausgeschüttet.

Diese und andere Ideen weiterzuentwickeln, ist nun die Aufgabe des Instituts für Sportökonomie und -management. Wie kann ich die meine Attraktivität als Verein für lokale oder sogar überregionale Sponsoren erhöhen? Welche Möglichkeiten der Vernetzung der Vereine untereinander gibt es? Welche Synergien zwischen Wirtschaftsförderung und Sportvereinen könnten genutzt werden? Welcher Partner aus der Wirtschaft passt zu welchem Verein?

Auf diese Fragen will der Kreis eine Antwort. Anfang Oktober kommen Hochschul- und Vereinsvertreter erstmals an einem Tisch zusammen. Steinmetz rechnet mit der Fertigstellung des Konzepts im Februar 2012. „Dann sollte es uns möglich sein, zusätzliche Sponsoren akquirieren zu können — mit der Betonung auf zusätzlich, denn es soll keinen Umverteilungsprozess geben“, definiert der Landrat-Stellvertreter das Ziel.

Nicht zu vernachlässigen sei in diesem Zusammenhang die duale Karriere. „Im Rhein-Kreis Neuss dreht sich in der Regel alles um Sportarten, von denen ein Einzelner nicht leben kann. Wir benötigen also auch weiterhin neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze, die mit dem Leistungssport kombinierbar sind“, so Steinmetz.