50 Jahre Stadtbibliothek: „Öffentliches Wohnzimmer“

Bücherei feiert 50-jähriges Bestehen. Fotoausstellung ist eröffnet.

50 Jahre Stadtbibliothek: „Öffentliches Wohnzimmer“
Foto: Gräfe

Dormagen. „Ich bin selbst fast 50 und finde das gar nicht so alt“, kommentierte Claudia Schmidt, Leiterin der Stadtbibliothek, das Silberjubiläum ihres Hauses, dessen Feierlichkeiten jetzt mit einer Ausstellungseröffnung begonnen haben. Auf Fotowänden wird die Geschichte der Bücherei nachgezeichnet, von den Anfängen mit 1000 — von Bayer, der Pfeiffer & Langen-Zuckerfabrik und dem Land mitfinanzierten — Büchern im Juli 1964 bis hin zur heutigen Stadtbibliothek mit mehr als 50 000 Medien.

„Die einstige Amtsbücherei ist heute eine Kulturbegegnungsstätte geworden und ein Aushängeschild unserer Stadt“, stellte Bürgermeister Erik Lierenfeld heraus. Seit 2006 ist das Medienhaus TÜV-zertifiziert und von jeher bestrebt, „Kundenwünsche und Bildungsauftrag auszutarieren“, sagte Lierenfeld. Dabei sind manche Bastionen gefallen, andere wanken nicht. Das Jugendmagazin Bravo, dessen Aufnahme nicht zuletzt wegen des Dr. Sommer-Aufklärungsressorts damals „intensiv diskutiert“ wurde, gehört heute zum Zeitschriftenportfolio der Bibliothek.

Großen Raum nimmt die Leseförderung ein, wie etliche im Rahmen der Ausstellung dokumentierte Leseclub-Partys, Medienrallyes und Spielnachmittage dokumentieren. Zu sehen sind auch Fotos vom fast fünf Millionen D-Mark teuren Bau der Hauptstelle am Marktplatz im Jahr 1995. Erzählt wird ebenso von einschneidenden Veränderungen im Bibliotheksbetrieb mit der Einführung des Scheckkartenausweises mit Barcode 1993 oder von besonderen Momenten wie der 100 000. Ausleihe zwei Jahre zuvor.

„Wir fangen nicht erst um 10 Uhr an zu arbeiten und wir lesen auch nicht den ganzen Tag Bücher“, nahm Claudia Schmidt mit amüsiertem Zwinkern gängige Klischees über das Bibliothekarinnen-Dasein auf. Führungen mit Blick hinter die Bücherregale bieten den Bibliotheksnutzern Einblick in die tägliche Arbeit und sind deshalb Teil des Jubiläumsprogramms im September, das die stellvertretende Bibliotheksleiterin Katrin Pöllnitz zusammengestellt hat.

Es spiegelt mit Gaming-Nachmittagen, Kindertheater und Lesungen das Selbstverständnis der Bibliothek als moderne, innovative und an Kundenbedürfnissen orientierte Bildungs- und Kulturstätte wider.

In diesem Jahr wird die Hauptstelle am Marktplatz die elektronische Selbstverbuchung einführen. Kunden können dann über eine Art Briefkasten auch außerhalb der Öffnungszeiten ihre Medien zurückgeben. „Das tun wir nicht, um Personal zu sparen, sondern um mehr Zeit für Beratung und Kundenservice zu haben“, sagt Lierenfeld.

Zur Feier des 50. Geburtstags gratulierte auch Petra Büning, Bibliotheksdezernentin im Düsseldorfer Regierungspräsidium. „Bibliotheken machen glücklich, aber Glück ist ein flüchtiger Moment, und wer es erhalten will, muss in Bewegung bleiben“, erinnerte auch Büning an die sich stetig wandelnden Aufgaben der Bibliothek, die ihre Funktion, nämlich die einer Büchersammlung, bereits im griechischen Wortstamm trägt. „Eine Bibliothek ohne Bücher ist ein Widerspruch an sich, aber nicht undenkbar“, verwies Lierenfeld auf den stetigen Trend zur Digitalisierung.

Die Stadtbücherei wird hoffentlich noch lange bleiben, was sie in den Augen von Petra Büning heute ist: „Das öffentliche Wohnzimmer und der Kommunikationsort einer Stadt.“