Unternehmen in Dormagen Chemie und Logistik bestimmen den Standort

Dormagen · Die IHK stellte in der Kulturhalle ihre Standortanalyse für Dormagen vor. Insgesamt sind die befragten Unternehmen zufrieden.

Diskussionspartner: (v.l.) Moderatorin Beate Kowollik, Hans-Dieter Lehnhoff (Ring-Center), Jürgen Steinmetz (IHK), Manuela Henk (arlogis), Bürgermeister Erik Lierenfeld und Martin Voigt (Currenta).

Foto: Wolfgang Walter

(hb) Warum ist Dormagen die Schweiz des Rheinlandes? Für die Kölner und Düsseldorfer Kunden ihres Archivierungslogistik-Unternehmens arlogis ist Dormagen ein „neutrales Gebiet“, so Unternehmerin Manuela Henk auf der Bühne der Kulturhalle. Die IHK Mittlerer Niederrhein hatte am Dienstag dorthin eingeladen, um ihre Standortanalyse für die Stadt Dormagen vorzustellen. Rund 150 IHK-Mitgliedsunternehmen in Dormagen haben sich an der Befragung zu 40 Faktoren beteiligt. Und diese Unternehmen sind mit dem Wirtschaftsstandort Dormagen insgesamt zufrieden. Nach Schulnoten wäre es eine 3+. Die Bewertung für Dormagen liegt etwas unter dem Durchschnitt für den gesamten Kammerbezirk Mittlerer Niederrhein. Während Dormagen als attraktiver Wohnstandort die Unternehmen überzeugt, würden sie die kommunalen Kosten kritischer als an anderen Standorten bewerten, so Gregor Werkle, Leiter Wirtschaftspolitik der IHK. „Vor allem die Steuererhöhungen im vergangenen Jahr haben bei den Unternehmen in einer für sie ohnehin schon schwierigen Lage für viel Unmut gesorgt“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Abgesehen von den Kosten ist Dormagen aber ein attraktiver Wirtschaftsstandort.“ In Dormagen wurden 2023 die Hebesätze für Gewerbesteuer von 450 auf 500 Punkte und für die Grundsteuer B von 435 auf 595 erhöht.

Die chemische Industrie dominiert den Wirtschaftsstandort Dormagen, sie ist überdurchschnittlich stark vertreten. Das produzierende Gewerbe ist mit 36,8 Prozent Beschäftigtenanteil größer als im Rhein-Kreis Neuss und auch in ganz NRW. Davon macht die chemische Industrie in Dormagen mit einem Beschäftigtenanteil von 22,7 Prozent den Hauptteil aus. „Dieser Wert ist 16-mal so hoch wie in Nordrhein-Westfalen“, so Werkle. Aktuell sind es 4678 Beschäftigte. Aber gerade das bereitet Bürgermeister Erik Lierenfeld Sorgen. Die chemische Industrie leidet unter den hohen Energiekosten. „Wie entwickelt sich der Chempark in den nächsten zehn Jahren? Ich habe die Sorge, dass bei der nächsten Standortanalyse der IHK in fünf Jahren vielleicht nur noch die Hälfte der Beschäftigten dort arbeitet“, so Lierenfeld, dessen Vater auch in der chemischen Industrie arbeitete. Auf Platz zwei stehen die Logistiker mit 1932 Beschäftigten, gefolgt vom Einzelhandel mit 1626 und der Gastronomie mit 521 Mitarbeitern.

Beim Vergleich mit ähnlich großen Kommunen und dem NRW-Durchschnitt (7,2%) fällt auf, dass die Arbeitslosigkeit in Dormagen niedrig ist. Sie liegt bei 5,4 Prozent, der Durchschnitt im Rhein-Kreis bei 5,6 Prozent. Die Kaufkraft liegt mit 101,4 unter dem Kreisdurchschnitt von 107,4 Prozent.

Die Steueraufbringungskraft je Einwohner liegt in Dormagen (1300) deutlich unter dem Durchschnitt (1554) im Kammerbezirk. Positiv werden die Lage und die Infrastruktur Dormagens bewertet. Steinmetz: „Die Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz wird als gut beurteilt.“ Der IHK-Hauptgeschäftsführer fordert aber auch eine schnelle Realisierung der Autobahn-Anschlussstelle Delrath und der Sanierung der B9. Bürgermeister Lierenfeld glaubt sich nach 30 Jahren Diskussion um die Autobahn-Anschlussstelle so nah am Ziel wie noch nie.

In der Diskussion, moderiert von der Radio-Journalistin Beate Kowollik, ließ das Statement von Martin Voigt (Chempark) aufhorchen: „Die energieintensive Produktion lohnt sich nicht mehr.“ Dafür gebe es Überlegungen in Richtung Recycling: „Wir wollen grün werden.“

Bürgermeister Lierenfeld sieht Dormagens soziale Infrastruktur gut aufgestellt. Bei der OGS sei die Quote mit 75 Prozent sehr hoch, ebenso bei Kitas mit 73 Prozent. Mit einer breiten Basis verschiedener Player wolle die Stadt rund 300 Wohneinheiten erstellen. Die beste Stimmung aber verbreitete Hans Dieter Lehnhoff, Geschäftsführer im Ring-Kaufhaus. Nicht nur, dass er keine Angst vor dem Onlinehandel zeigte. Gegen die „miese Stimmung in Deutschland“ müsse man positiv angehen: „Die Stimmung bestimmt die
Handlung.“