Naturschutz in Dormagen Ärger um die Zonser Heide

Dormagen · Im Naherholungsgebiet Zonser Heide wummerten zuletzt die Holzerntemaschinen – zum Wohle des Waldes, wie die Stadt sagt. Anwohner finden die Arbeiten zu brutal. Sie werfen den Verantwortlichen wirtschaftliche Interessen vor.

 Die Zonser Heide solle vor allem der Naherholung dienen, so die Anwohner.

Die Zonser Heide solle vor allem der Naherholung dienen, so die Anwohner.

Foto: Melanie van Schyndel

Es ist nicht das erste Mal, dass es zur Nutzung der Zonser Heide unterschiedliche Meinung gibt. Zurzeit kursieren zwei Petitionen im Internet, die sich gegen den Neubau einer Grundschule im Naturschutzgebiet richten. Doch auch offline macht sich Unmut breit: Gabi Grimbach und viele weitere Anlieger sprechen sich in einer Unterschriftenaktion gegen die Intensität der forstwirtschaftlichen Arbeiten in der Zonser Heide aus.

Sie fordern, dass Eingriffe westlich des Rochusweges behutsamer erfolgen sollen – sofern sie überhaupt notwendig sind. „Die Zonser Heide soll primär der Naherholung dienen, keinen Wirtschaftsinteressen“, so die Unterzeichner. Wirtschaftsinteressen? Bereichert sich etwa die Stadt an etwaig verkauftem Holz?

„Ich gehe davon aus, dass damit forstwirtschaftliche Interessen gemeint sind“, sagt Rathaussprecher Nils Heinichen. „Grundsätzlich sind wir als Kommune angehalten, unsere Wälder nachhaltig zu bewirtschaften, worauf wir stark achten.“ In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass die durchgeführten Arbeiten nicht in direktem Zusammenhang mit Gewinnabsichten stehen, sondern der Erholung des Waldes dienen.

Von Erholung könne im Wald zurzeit auf manchen Strecken keine Rede sein, so Gabi Grimbach. „Es sah wirklich furchtbar aus. Die Geräte haben breite Furchen in den Boden gezogen, wenn es geregnet hat, stand das Wasser darin“, erzählt sie. Dabei hätten die Menschen Sehnsucht nach schöner Natur, in der sie sich erholen können. „In der Zonser Heide gibt es einen richtigen Naherholungsdruck. Oft sind alle Parkplätze belegt, denn es kommen viele Familien mit ihren Kindern.“

Anwohnern fehlt das Verständnis für eine Schneise durch die Natur

Dafür, dass mitten durch das Naturschutzgebiet eine Schneise gezogen wird, hat sie kein Verständnis – genau wie viele andere Anwohner, die regelmäßig ihre Beschwerden zentral bei den Grimbachs sammeln. Regeln sollten für alle gelten, finden sie. „An einer privaten Hecke sind Arbeiten nur bis Februar erlaubt“, sagt Grimbach. „Aber im Wald wurden noch bis Ende Juni Läuterungsarbeiten vorgenommen.“ Und das mit tonnenschweren Holzerntemaschinen – sei das wirklich notwendig?

„Die Forstarbeiten mussten aus Sicherheitsgründen teilweise mit Holzerntemaschinen durchgeführt werden, vor allem im Bereich der zum Teil abgestorbenen und kranken Bäume“, so der Rathaussprecher dazu. Die zeitlichen Verzögerungen bei der Durchführung der Arbeiten seien auf die vielen intensiven Niederschläge zurückzuführen.

Die gesundheitliche Entwicklung der Bäume in der Zonser Heide lasse nicht mehr die sehr geringen Eingriffe wie in den vergangenen Jahren zu. Die Fällungen seien daher erforderlich gewesen. In der Zonser Heide wurden demnach hauptsächlich Kiefern in Kiefernbeständen mit Wurzelschwammbefall und Trockenschäden gefällt. „In gesunden Bereichen werden lediglich so genannte Rückegassen angelegt und Konkurrenzbäume entnommen.“ Als Rückegasse oder Rückeweg bezeichnet man einen unbefestigten forstwirtschaftlichen Weg, der dem Transport von gefällten Bäumen dient.

„Leider sind große Bereiche stark geschädigt oder weisen Schäden mit schlechter Prognose auf“, sagt Heinichen. „In der Nähe der Wege und Erholungseinrichtungen möchten wir Unfälle und kostenintensive Nacharbeiten vermeiden.“ Aufgrund von Klimaveränderungen hat das globale Baumsterben in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Das bestätigen immer wieder Berichte des Bundesumweltministeriums. „Es war absehbar, dass auch in den nächsten Jahren viele Bäume sterben werden“, so Heinichen. „Ein flächiger Zerfall der Kiefernbestände ohne forstliche Nutzung würde eine Verjüngung mit geeigneten Baumarten erschweren, die anstehenden Aufgaben nicht refinanzieren und die wichtige Ressource heimisches Holz verschwenden.“

Gabi Grimbach möchte nun in den Dialog mit der Stadt treten, um eine gemeinsame Lösung zu finden – damit sich in der Zonser Heide in Zukunft sowohl die Bäume als auch die Menschen erholen können.