Politik in Dormagen UWG tritt zum ersten Mal an
Dormagen. · Für die Wahl am 13. September zeichnet sich ein ähnlich starkes Bewerberfeld bei den Parteien ab wie sechs Jahre zuvor. Bei den Bürgermeister-Kandidaten werden es sogar ein bis zwei Bewerber mehr sein.
Die Corona-Pandemie drückt der Kommunalwahl auch in Dormagen ihren Stempel auf, obwohl der Wahlsonntag noch ein ganzes Stück entfernt liegt. Das betrifft die Bürgermeister-Wahl ebenso wie die des neuen Stadtrates. Denn Neulinge haben es schwer, um Unterstützung zu werben, notwendige Unterschriften zu generieren oder interessierte Bürger zu finden, die bereit sind, in einem Wahlbezirk zu kandieren. Gleichwohl zeichnet sich schon ein recht genaues Bild darüber ab, was der Wähler am 13. September auf den Wahlzetteln vorfinden wird. Am augenfälligsten: Mit der UWG wird eine neue Partei an den Start gehen.
Neun Parteien waren es vor sechs Jahren, die sich in Dormagen um die Gunst der Wähler bemühten. Dazu vier Männer, die im Rathaus auf dem Stuhl des Verwaltungschefs Platz nehmen wollten. Weniger Bewerber werden es im Herbst nicht sein. Im Gegenteil. Bei der Bürgermeister-Wahl stehen bereits fünf Kandidaten fest, womöglich werden es sogar sechs werden. Klar ist, dass Amtsinhaber Erik Lierenfeld von der SPD ins Rennen geschickt werden wird, der 2014 für eine Sensation sorgte, als er mit 27 Jahren Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann (CDU) im ersten Wahlgang besiegte und zum jüngsten Bürgermeister in NRW wurde. Jetzt setzt ihm die CDU René Schneider entgegen, der als Außenseiter gelten muss, obwohl die CDU knapp stärkste Partei ist. Wie schon 2014 tritt erneut Hans-Joachim Woitzik für das in Dormagen gut verwurzelte Zentrum an; damals holte er beachtliche 9,2 Prozent. Wieder dabei ist auch Karlheinz Meyer von der FDP, der Fraktionsvorsitzende erhielt 2014 4,6 Prozent. Die Grünen schicken ihren Fraktionschef Tim Wallraff ins Rennen, der sich Hoffnungen macht, in eine Stichwahl zu kommen. Der mögliche sechste Bürgermeister-Kandidat steht namentlich noch nicht fest, könnte aber aus den Reihen der AfD kommen, das ist jedenfalls der Plan, sagt Kreissprecher Dirk Kranefuss. Es sah eine Zeit lang so aus, als könnte es einen weiteren BM-Kandidaten geben. Pierre Milbrath war motiviert, als Parteiloser anzutreten, „aber durch Corona war es mir nicht möglich, die nötigen Unterstützer einzusammeln“.
Einen Bürgermeister-Kandidaten will die UWG nicht stellen
Wie sieht es bei den Parteien aus? Für die interessanteste Entwicklung sorgt die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG). Der Corona-Krise zum Trotz ist es Kreisvorsitzendem Carsten Thiel gelungen, mit Dormagen den weißen Fleck auf der UWG-Landkarte im Rhein-Kreis Neuss zu schließen. Vor kurzem hat sich der Ortsverband UWG/Freie Wähler gegründet. Vorsitzender und die künftige Nummer eins der Reserveliste wird mit Markus Roßdeutscher ein bekanntes Gesicht in der Dormagener Politik-Landschaft sein. Aktuell ist er Vorsitzender des Freien Demokratischen Bunds, der mit Ein Herz für Dormagen eine Fraktionsgemeinschaft im Stadtrat bildet. Bei der UWG hat auch Pierre Milbrath eine politische Heimat gefunden. Einen Bürgermeister-Kandidaten will die UWG nicht stellen.
Die Freien Wähler wollen in den Stadtrat. Ob es dort künftig noch die Piraten (2014: 2,6 Prozent) oder die Linkspartei (1,2 Prozent) geben wird, ist aktuell ungewiss. Das liegt nicht nur am Wählervotum, sondern zunächst einmal daran, dass bei den Parteien versucht wird, die nötigen personellen Weichen zu stellen. „Wir sind relativ klein geworden“, sagt Pirat Maik Herrmann offen. „Wir sind nicht sicher, ob wir antreten können.“ Mit Rafael Kazior haben die Piraten in der Wahlperiode ihren Ober-Piraten verloren und damit Substanz. Mehr Zuversicht verströmt Marcus Glöder, Ratsmitglied der Linken, die mit den Piraten aktuell eine Fraktionsgemeinschaft bilden. „Wir wollen antreten, aber wegen Corona hat sich alles verzögert. Ich gehe davon aus, dass wir alle Wahlbezirke besetzen können. Aber unproblematisch ist es nicht.“ Glöder möchte gerne politisch weiterarbeiten, „aber ich bin und bleibe ein Linker“.
Sicher auf dem Wahlzettel wird Ein Herz für Dormagen (2014: 1,6 Prozent) stehen. Deren Ratsmitglied Norbert Back sagt: „Wir haben alle Wahlbezirke besetzt, die offizielle Aufstellungsversammlung kommt noch.“ Bleibt die Frage nach der AfD. „In Neuss und im Rhein-Kreis hatten wir unsere Aufstellungsversammlungen“, sagt Kreissprecher Dirk Kranefuss, „jetzt folgen die anderen Städte. Aber wir brauchen noch etwas Zeit.“ Er bezeichnet die Besetzung der Wahlbezirke als „nicht leicht, aber nicht unmöglich“. Seine Botschaft: „Wir schaffen das.“