Kreis zeigt Interesse an Zonser Bürgerhaus

Das Bürgerhaus gehört der SVGD. Verpachtung könnte vielversprechende Option sein.

Dormagen. Das viereckige, grün-weiß gestreifte Beton-Bürgerhaus im Herzen der Zonser Altstadt: Es ist der Schandfleck im historischen Ensemble und vielen Zonsern ein Dorn im Auge. Und viele hoffen, dass mit dem Abriss der benachbarten alten Feuerwache auch die Bausünde aus den Sechzigern beseitigt werden kann, sobald sich ein Investor findet. Jetzt hat allerdings der Rhein-Kreis Neuss Interesse an der Immobilie signalisiert.

Entsprechende Gerüchte, die derzeit in der alten Zollfeste kursieren, haben SPD-Stadtrat Nils Szuka alarmiert. „Nach unserem aktuellen Kenntnisstand sollen sowohl die Feuerwache als auch das Bürgerhaus abgerissen werden und die Grundstücke einer vernünftigen Nutzung, eventuell sogar einer Wohnbebauung, zugeführt werden“, erklärt der Zonser Ratsherr. Das als Verwaltungsdienststelle erbaute Bürgerhaus gehört der Stadtmarketing- und Verkehrsgesellschaft (SVGD). Deren Aufsichtsratsvorsitzender Wiljo Wimmer bestätigt auf WZ-Anfrage „Sondierungsgespräche“. „Der Rhein-Kreis Neuss überlegt, sein Archiv zu erweitern und die Stadtarchive anderer Städte zu übernehmen. Die könnten dann ins Bürgerhaus ziehen“, erläutert Wimmer die Gedankenspiele des Kreises.

Denkbar wäre, den Erbpachtvertrag, den Kreis und Stadt über das Gelände Schloss Friedestrom geschlossen haben, auf das Bürgerhaus auszuweiten. Ob die Immobilie entkernt werden könnte, ein Neubau her müsste und ob eine Übernahme durch den Kreis überhaupt in Frage kommt, ist derzeit noch völlig offen. „Zunächst muss geklärt werden, ob wirklich neue Archive hinzukommen“, so Wimmer, „und dann ist die Frage, ob man mit dem vorhandenen Kubus des Bürgerhauses etwas anfangen kann“. Eine Nutzung durch das Archiv erscheint ihm aus zweierlei Gründen sinnvoll.

Zum einen ist das Bürgerhaus von Parkflächen umgeben, die von den Altstadt-Anwohnern genutzt werden. Unter dem Gebäude befindet sich eine Tiefgarage. „Wenn wir Feuerwehr und Bürgerhaus durch Wohnbebauung ersetzen, fallen diese Stellplätze weg, und es besteht durch neue Anwohner noch ein zusätzlicher Bedarf“, gibt Wimmer zu bedenken. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sei die Verpachtung für die SVGD eine interessante Option: Der Bilanzwert der Immobilie bliebe im Vermögen der Gesellschaft erhalten.

Wohin aber mit den Vereinen, die heute im Bürgerhaus residieren? Auch darüber haben sich SVGD und Rhein-Kreis bereits Gedanken gemacht. Wimmer: „Eine Option wäre, das Pfarrhaus samt Pfarrscheune von der katholischen Kirche zu übernehmen, wenn das städtische Nutzungsrecht für die Pfarrscheune in einigen Jahren ausläuft.“ Dort stünden dann ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung. Auch ein Umzug der Tourist-Information (ebenfalls eine SVGD-Immobilie) ins Kreismuseum sei denkbar, um dort Raum für andere Nutzungen zu schaffen.

Doch das alles ist noch Zukunftsmusik. „Wir gehen von einem Zeitraum von bis zu eineinhalb Jahren aus, bis diese Fragen entscheidungsreif sein müssen“, fasst Wimmer zusammen. SPD-Fraktionschef Bernhard Schmitt mahnt indes eine frühzeitige Information an, um keinen Unmut bei den Bürgern zu schüren: „Wir erleben trotz aller Versprechungen soeben wieder in Hackenbroich, dass die Bürger sehr ungehalten darüber sind, dass sie nicht im Vorfeld über die aktuellen Pläne bezüglich des Bürgerhauses einbezogen wurden. Das sollte sich in Zons nicht wiederholen.“