„Von mir wird Innovation erwartet“
Theodor Lindner ist neuer Direktor des städtischen Gymnasiums.
Dormagen. Nach einem Jahr unter kommissarischer Führung bekommt das Bettina-von-Arnim-Gymnasium einen neuen Direktor: Oberstudienrat Theodor Lindner übernimmt die Leitung des städtischen Gymnasiums an der Haberlandstraße.
Im Wettbewerb um immer kleiner werdende Jahrgänge will das Gymnasium, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feierte, sein Profil schärfen. Theodor Lindner weiß das. „Von mir wird Innovation erwartet“, sagt der 52-Jährige, der zuletzt fünf Jahre lang am Gymnasium Rheinkamp in Moers unterrichtet hat und in Dormagen erstmals eine Schulleitung übernimmt.
Er will sich zügig einarbeiten, „Konfliktlagen erkennen“ und sich mit dem weitläufigen Schulgebäude vertraut machen. Auch mitten in den Ferien steht sein Kombi daher auf dem Lehrerparkplatz.
Lindner wird die Schule in einer Zeit des Umbruchs übernehmen. Ein Teil des Kollegiums steht kurz vor dem Ruhestand, stetig kommen neue Lehrer dazu. Für den Rektor auch eine Chance, die Schule nach und nach neu auszurichten. Er sieht die pädagogische Herausforderung in der „klugen Auswahl und klugen Vermittlung“ von Inhalten.
„Lehrer, die sich als Fachwissenschaftler begreifen, sind für mich kein Zukunftsmodell.“ Nach den Sommerferien bekommt das Kollegium weiteren Zuwachs: Ein Lehrer für Mathe und Physik tritt seinen Dienst an, ebenso wie eine junge Pädagogin mit afrikanischen Wurzeln, Auslandserfahrung in Shanghai und einer speziellen Qualifikation für Deutsch als Fremdsprache (DaF). Theodor Lindner schätzt „eine gewisse Buntheit“ im Kollegium.
„Mehr Migranten zum Abitur führen und die Schule enger an die Berufswelt anbinden“, formuliert Lindner seine Ziele für das BvA. Auf dem Weg dorthin will er Kollegen, Eltern und Schüler mitnehmen, bereits bestehende Initiativen aufgreifen und unterstützen.
Dazu gehört die musikbetonte Eingangsklasse mit Schwerpunkt Streicher, die Musiklehrerin Julia Heuser zum kommenden Schuljahr eingerichtet hat. Nach den Ferien bietet das BvA seinen Schülern außerdem erstmals eine Betreuung in der Mittagszeit an, die vom Verein „Freiraum“ gestaltet wird.
„Alle finden, die Schule braucht einen Entwicklungsschub“, sagt Theodor Lindner. Genau dieser Ansporn hat den Vater eines Sohnes (5) und einer Tochter (6) dazu bewogen, die Leitung anzunehmen. Er war der einzige Bewerber um die seit einem Jahr vakante Nachfolge von Bernhard Schieren. „Eine Schule zu übernehmen, die Innovation gebrauchen kann, ist interessanter, als sich ins gemachte Nest zu setzen.“
Vor seiner Station in Moers hat der Oberstudienrat sechs Jahre an der Deutschen Schule in Rio de Janeiro unterrichtet. „Prägend“ nennt er diese Zeit des interkulturellen Austauschs. In Jeans und Lederjacke wirkt der neue „Direx“ wie ein Kumpeltyp.
Wenn das neue Schuljahr beginnt, werden ihn die Schüler wohl eher im Anzug sehen — hinter dem Schreibtisch und auch an der Tafel. Lindner übernimmt einen Leistungskurs Deutsch. „Da werden wir uns die Buddenbrooks noch einmal vornehmen“, sagt der 52-Jährige und lacht.