Keine Entschärfung nötig Bombe steckte ohne Zünder im Boden

Grevenbroich · Am Dienstagmorgen ist im Schlossstadion eine Sprengbombe gefunden worden, die beim Aufschlag vor 80 Jahren nicht detoniert ist. Experten konnten am Mittag aber Entwarnung geben: Von dem Kriegsrelikt ging keine Gefahr aus – die Bombe hatte keinen Zünder mehr.

Die Bombe (im Transporter liegend) ist von Fachleuten freigelegt und verladen worden. Das Kampfmittel wird nun zerlegt und vernichtet.

Foto: Marlene Volkmann

Die Stadt hatte sich schon auf das Schlimmste eingestellt, aber dann – um kurz vor 13.30 Uhr – kam die erlösende Nachricht: Entwarnung. Von der am Morgen im Schlossstadion gefundenen 250-Kilo-Sprengbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ging keine Gefahr mehr aus. Das Kampfmittel aus britischer Produktion steckte ohne Zünder im Boden, und zwar in gut fünf Metern Tiefe. Möglicherweise wurde der Blindgänger schon zu Kriegszeiten unschädlich gemacht. Jedenfalls war keine Entschärfung notwendig.

Dass die Bombe nicht mehr zündfähig war, musste aber erst herausgefunden werden. Dies gestaltete sich alles andere als leicht. Das Problem: Der Sprengkörper lag in einer Kiesschicht, und das senkrecht. Heißt: Die Vorrichtung für den Zünder war nach unten gerichtet und nur schwer einsehbar. Wie Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen sagte, rutschte die Bombe beim Freilegen immer weiter nach unten, was die Arbeiten an der Fundstelle erschwerte. So kam es, dass praktisch den ganzen Vormittag über Ungewissheit herrschte: Die Stadt wusste zwar, dass im Stadion eine Bombe liegt. Zunächst aber konnte niemand sagen, ob sie noch „scharf“ ist oder nicht.

Mit der Suche nach der Bombe im nördlichen Bereich des Hybridrasen-Spielfelds war am Montag begonnen worden. Das Ergebnis einer oberflächlichen Sondierung war zunächst unauffällig gewesen. Bei der ferromagnetischen Untersuchung des tieferen Erdreichs (über Bohrlöcher) wurde jedoch eine Anomalie festgestellt. So hieß es am Dienstagmorgen: „Das, was da unten liegt, könnte tatsächlich eine Bombe sein.“ In der Folge rückten Experten des Kampfmittel-Räumdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf an, um das Objekt vorsichtig freizulegen.

Der Sprengkörper lag in fünf Metern Tiefe, die Spezialisten stiegen durch diese Röhre zum Objekt.

Foto: Marlene Volkmann

Jetzt folgt noch die Zerlegung und Vernichtung

Am Mittag, als endlich feststand, dass von dem „Biest“ keine Gefahr mehr ausgeht, hievten die Fachleute das rostige Teil aus der Grube und verzurrten es auf der Ladefläche eines Transporters. Die Bombe soll nun in einem Fachbetrieb zerlegt und endgültig vernichtet werden.

Bei der Stadtverwaltung haben derweil alle aufgeatmet. Wie Lukas Maaßen berichtet, war im Vorfeld eine große Maschinerie in Gang gesetzt worden. Beispielsweise standen 30 Krankentransporter auf Abruf bereit, um die Senioren aus dem nahen Albert-Schweitzer-Haus in Sicherheit zu bringen.

Wäre eine Entschärfung notwendig geworden, hätte ihr Heim im inneren Gefahrenbereich (keine 300 Meter von der Fundstelle entfernt) gelegen. Darüber hinaus wären rund 350 weitere Anwohner in der Evakuierungszone aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen.

Damit nicht genug: Im erweiterten Gefahrenbereich hätten weite Teile der Innenstadt gelegen, darunter die Fußgängerzone mit Coens-Galerie und Monti sowie Teile des Ostwalls; die Karl-Oberbach-Straße und die enge Bahnstraße sowieso. Für die Dauer der Entschärfung hätte sich dort niemand mehr im Freien aufhalten dürfen; auch die Mitarbeiter in Rathaus und Kreisverwaltung hätten sich „luftschutzgemäß“ verhalten müssen. Obendrein wäre wohl ein Verkehrschaos ausgebrochen: Die City wäre für den Fahrzeugverkehr abgeriegelt worden, auch Züge mehrerer Linien hätten ihre Weiterfahrt unterbrechen müssen. Von den Auswirkungen wären wohl viele Hundert Grevenbroicher betroffen gewesen.

In der jüngeren Geschichte der Stadt hat es keine Bombenentschärfung mit derart massiven Auswirkungen auf das Leben in der City gegeben. Zuletzt war im November 2021 eine Bombe unter dem Kirmesplatz an der Richard-Wagner-Straße in Orken gefunden worden, die tatsächlich entschärft werden musste – mit allen Folgen. Zuletzt waren anhand historischer Luftbilder Verdachtspunkte in Noithausen und Elfgen ausgemacht worden, am Ende allerdings ohne Fund.

So sieht es auf dem Fußballplatz im Stadion aus: Circa 400 Quadratmeter müssen nun instandgesetzt werden.

Foto: Marlene Volkmann

Man könnte sagen: Die Fußballer des TuS Grevenbroich haben über Jahrzehnte hinweg auf einer Bombe gekickt. Nur, dass sie nicht mehr zündfähig war. Was bleibt, ist nun eine circa 400 Quadratmeter große Baustelle mitten auf dem Fußballplatz. Versuche, den eigens für die Bomben-Suche abgeschälten Hybridrasen auf 20 mal 20 Metern zu retten, waren am Montag gescheitert. Durch die Buddel-Aktion muss der Untergrund nun neu verdichtet werden; erst dann kann neuer Rasen gepflanzt werden.

Der Plan der Stadt: Sie will Rollrasen verlegen. Wie schnell das gehen wird, ist laut Rathaus-Sprecher Maaßen derzeit ungewiss. So bleibt auch fraglich, ob das anstehende Kreispokal-Endspiel im Schlossstadion stattfinden kann. Derzeit weichen die Fußballer auf andere Plätze in der Umgebung aus, unter anderem nach Orken.

Dass überhaupt nach einem Blindgänger im Stadion gesucht wurde, hängt mit der ohnehin geplanten Sanierung des Stadions zusammen. Ab dem Sommer soll die traditionsreiche Sportstätte ertüchtigt werden. Die Anlage soll für den Schul- und Vereinssport ausgebaut werden; im jüngst angestoßenen Planungsverfahren geht es unter anderem um die Standorte von Tartanbahn, Kunstrasenplatz sowie Hoch- und Weitsprunganlagen, die noch festgelegt werden müssen.