Eine Hürde für alle Beteiligten: Umgang und Leben mit Demenz
Caritas und Barmer bieten Spezialkurs für Angehörige an.
Grevenbroich. Zuerst ist es nur eine leichte Vergesslichkeit. Doch mit der Zeit lässt auch die Konzentration nach, die Betroffenen verlieren immer öfter die Orientierung. Bald sind Jahre und Jahrzehnte der eigenen Biografie wie ausgelöscht, die Betroffenen fühlen sich fremd im eigenen Haus, bewältigen nicht einmal mehr einfachste Alltagstätigkeiten. Die Diagnose ist nur allzu gewiss: Demenz.
In der Regel wird die Krankheit erst spät bemerkt, wenn etwa „die Hausschuhe im Kühlschrank stehen“, wie es Sozialpädagogin Monika Pigorsch formuliert. Die Diagnose markiert für Angehörige und Erkrankte den Beginn einer hochgradig belastenden Situation.
Immer mehr Menschen sind betroffen. Der Caritas-Pflegereport 2011 geht von 1,2 Millionen Demenzpatienten in Deutschland aus. Bis zum Jahr 2060 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 2,5 Millionen. Über 80 Prozent der Patienten werden Zuhause von Angehörigen betreut.
Mit einem neuen Kursangebot wollen die Caritas und die Barmer nun pflegende Angehörige unterstützen. Am Dienstag startete der Spezialkurs für Angehörige von demenziell Erkrankten mit dem ersten von zwölf Abenden. Die Nachfrage ist enorm, der Kurs ausgebucht, berichtet Caritas-Mitarbeiterin Cordula Bohle. Schon jetzt steht fest, dass es im Herbst einen zweiten Kurs geben wird.
Pflegekurse für Angehörige haben bei der Caritas bereits Tradition. Doch ein Angebot speziell für die Pflege Demenzkranker hat bisher gefehlt. Das Besondere: Die Teilnehmer lernen die Krankheit verstehen und sich auf die Erlebniswelt des Erkrankten einzustellen. Monika Pigorsch, die die Kurse leitet, erklärt es an einem Beispiel: Es kommt vor, dass der Patient morgens nicht aufstehen mag, weil er glaubt, er wäre eben erst ins Bett gegangen. Dann nützt es nichts, mit ihm zu debattieren. Besser, man geht wieder und kommt in zehn Minuten wieder zum Wecken. Der Patient wird in seinem Erleben ernst genommen und ist beim zweiten Mal gern bereit aufzustehen.
Ebenso wichtig wie Wissensvermittlung und Kommunikationstraining ist der Austausch der Angehörigen untereinander, so die Erfahrung von Monika Pigorsch. „Viele fühlen sich allein mit der Situation, kommen mit riesigem Leidensdruck. Im Kurs lernen sie andere Teilnehmer mit denselben Problemen kennen.“
“ Der nächste Kurs beginnt am Dienstag, 12. November, ebenfalls in den Räumen des Caritasverbandes an der Montanusstraße 40. Weitere Informationen und Anmeldung unter 2 0 21 81/81 99 36.