Erste Corona-Infektion in Grevenbroich Corona: City-Frühling auf der Kippe
Grevenbroich. · Immer mehr Events werden wegen des Virus’ abgesagt. Veranstalter fürchten um ihre Existenz.
Im Rhein-Kreis Neuss ist die Zahl der Corona-Infektionen angestiegen. Insgesamt gibt es nun sieben bestätigte Fälle, darunter auch einen aus Grevenbroich. Wie Kreis-Sprecher Benjamin Josephs mitteilt, handelt es sich um einen Mann mit bereits abklingenden Symptomen. Auf Empfehlung des Kreisgesundheitsamtes wurde der Grevenbroicher von Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamtes unter Quarantäne gesetzt. Ein weiterer Fall wird aus der Nachbarstadt Jüchen gemeldet. Hier handelt es sich um einen Mann, der leichte Symptome aufweise. Auch er befindet sich in häuslicher Quarantäne – „bis zum 23. März“, wie Stadtsprecher Norbert Wolf berichtet. Zudem gibt es auch in Korschenbroich eine bestätigte Infektion.
Gesundheit stehe für
Veranstalter an erster Stelle
Wegen des Coronavirus werden auch in Grevenbroich die ersten Veranstaltungen abgesagt – etwa der Info-Nachmittag im Rahmen der Herzwochen im Kreishaus (13. März), die SPD-Podiumsdiskussion im Alten Schloss (16. März) oder der beliebte Talk „Klönen bei Kruchens“ (17. März) im Martinus-Stift Wevelinghoven. Ob die Stadt geplante Großveranstaltungen wie den City-Frühling des Werberings am 25. und 26. April abblasen wird, steht noch nicht fest. „Darüber wird der Verwaltungsvorstand am Donnerstag entscheiden“, sagt Rathaussprecher Stephan Renner.
Die Organisatoren Marc Pesch und Dustin Thissen gehen angesichts von 10 000 erwarteten Besuchern derzeit davon aus, dass das Stadtfest wohl nicht stattfinden wird. „Eine kleine Rest-Chance sehen wir noch, da sich der City-Frühling unter freiem Himmel abspielen wird – und die Innenstadt nicht gerade klein ist“, sagt Pesch. „Wir müssen die Entscheidung abwarten.“
Marc Pesch und Dustin Thissen zählen zu Vertretern aus der Veranstaltungsbranche, die sich am Mittwoch zu einem Bündnis zusammengeschlossen haben. Gemeinsam mit den Grevenbroichern Hans-Georg und Frederik Späth (Zelte Späth), Oliver Becker (Messe-Ausrüster), Georg Broich (Broich Catering), Mike Schöneberg (Personaldienstleister), Sven West (Räuber-Sänger) und anderen Kollegen aus der Region wollen sie auf die teils existenzbedrohenden Folgen des Corona-Erlasses aufmerksam machen.
Für die Veranstalter stehe die Gesundheit an erster Stelle – aber: „Aktuell stehen wir auch vor einer verheerenden Situation“, sagt Oliver Becker mit Blick auf die Empfehlung, Events mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. „Gesundheitsminister Jens Spahn kann nicht eine Branche komplett stilllegen, ohne Hilfen anzubieten. Es geht um Arbeitsplätze und drohende Insolvenzen“, ergänzt Marc Pesch.
Veranstalter sehen
den Staat in der Pflicht
Die Branchenvertreter hätten es statt der 1000er Regelung lieber gesehen, wenn Fall-zu-Fall-Entscheidungen getroffen würden. Georg Broich aus Wevelinghoven macht den Vorschlag, bei Veranstaltungen auf das Verhältnis Besucher pro Quadratmeter zu achten und ob sie in Hallen oder freiem Himmel stattfinden. Bei Absagen von Events wünschen sich die Veranstalter, dass wegen der Haftung der Impuls von den örtlichen Behörden ausgeht. „Wenn wir nur wegen des öffentlichen Drucks absagen, ersetzt uns niemand die Kosten“, sagt Oliver Becker, der meint, dass bei einer Absage seitens der Behörden Kosten geltend gemacht werden könnten.
Wie es weitergeht, sei zurzeit nicht absehbar. „Die Brauchtums-Saison beginnt im Mai“, sagt Zeltverleiher Hans-Georg Spätz. „Wir sind für 80 Prozent der Veranstaltungen im Rhein-Kreis Neuss und im Rhein-Erft-Kreis zuständig. Was ist, wenn alles wegbricht?“ Die Veranstalter sehen den Staat in der Pflicht, sich Gedanken über Finanzhilfen zu machen. „Sonst wird es zwangsläufig zu Entlassungen und Insolvenzen kommen“, sagt Oliver Becker. Alleine in seinem Betrieb arbeiten nahezu 30 Festangestellte. Gleiches gilt auch für Musiker und Künstler. „Wenn alle Auftritte gestrichen werden, werden wir große Probleme bekommen“, sagt Sven West.