Nach Großeinsatz der Polizei in Grevenbroich Politiker fordern Aktion am Bahnhof
Grevenbroich. · Nach der Schlägerei am Freitag hält „Mein Grevenbroich“ eine „konzertierte Aktion“ für nötig.
Nach der Schlägerei vor dem Asylbewerberheim im alten Finanzamt laufen die Ermittlungen der Polizei. Nach wie vor sind die Hintergründe der Auseinandersetzung von Freitag Abend nicht geklärt, und mit dem Abschluss der Ermittlungen ist so schnell nicht zu rechnen – wegen Verständigungsproblemen.
Zwei Gruppen hatten sich gegen 20.20 Uhr eine handfeste Auseinandersetzung geliefert. Der Polizei sind fünf Personen namentlich bekannt, die vermutlich von der zweiten Gruppe angegriffen worden sind. „Es handelt sich bei den Geschädigten überwiegend um Afghanen aus Mönchengladbach und Jüchen, die offensichtlich Landsleute in Grevenbroich besuchen wollten“, berichtet Polizeisprecherin Diane Drawe.
Zwei der Männer waren bei der Schlägerei leicht verletzt worden. Eine Befragung der Geschädigten zum Sachverhalt sei wegen der Sprachbarrieren bislang allerdings nicht möglich gewesen, „eine Vernehmung mit Dolmetscher ist geplant“, sagt Drawe. Und sie betont: „Wir haben keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund.“
Einzelheiten nennt die Polizei zu eingesetzten Waffen. Anwohner hatten mehrere Schüsse gehört. Entgegen einer ersten Information hat die Polizei drei Hülsen gefunden, „die aus einer Schreckschuss- oder Gaspistole stammen“ , berichtet Drawe. Zudem sei auf der Rheydter Straße ein Teleskop-Schlagstock gefunden und sichergestellt worden. Ob der bei der Schlägerei eingesetzt worden ist, sei nicht bekannt.
Von „tumultartigen Zuständen“ berichtet Ratsfrau Martina Suermann (Mein Grevenbroich), die am Freitag in der Nähe des Tatorts war und „eine Horde junger Leute“ in Richtung Rheydter Straße weglaufen sah. Die Kommunalpolitikerin will den jüngsten Vorfall nun zum Gegenstand eines Antrages für den nächsten Stadtrat machen.
„Wir brauchen eine konzertierte Aktion mit Beteiligung von Ordnungsbehörden, Sozialverbänden und Städteplanern, sonst besteht die Gefahr, dass uns das Bahnhofsquartier entgleitet“, mahnt Suermann. „Gemeinsam muss ausgelotet werden, welche wirksamen Möglichkeiten es gibt, um weiteren Auswüchsen entgegenzutreten – wir brauchen ein Drehbuch für das Viertel.“ Mit der Neugestaltung des Straßenzuges im Rahmen des ISEK-Programms sei es ihrer Meinung nach alleine nicht getan.
„Vielmehr müssen Antworten darauf gefunden werden, wie dieses Quartier gestaltet werden kann, damit sich die Menschen dort wieder sicher fühlen“, betont die Politikerin. „Sonst darf man sich nicht darüber wundern, dass auch die letzten Vernünftigen – darunter auch türkische Familien – dieses Quartier verlassen.“
Nach Meinung der SPD hat Bürgermeister Klaus Krützen bereits den richtigen Weg eingeschlagen, indem er den städtischen Ordnungs- und Servicedienst weiter ausbaut und ihn verstärkt rund um den Bahnhof und im Stadtpark auf Streife schickt. „Das ist ein wichtiger Schritt, der konsequent fortgesetzt werden muss“, sagt Fraktionsvorsitzender Horst Gerbrand. Es müsse weiterhin deutlich gemacht werden, dass Übergriffe wie die vom Freitag Abend in dieser Stadt nicht geduldet werden. „Da darf es null Toleranz geben“, meint er. Wo Menschen unterschiedlicher Nationalitäten leben, sei gesteigertes Konfliktpotenzial vorhanden, sagt Gerbrand. Er warnt aber davor, das Bahnhofsviertel generell als unsicher zu deklarieren. „Das subjektive Angstgefühl ist manchmal anders als objektiv berechtigt.“