„Heiße Debatten“ in Grevenbroich Heiße Kiste: Bernardussaal glüht

Grevenbroich. · Ausschusssitzungen stehen kurz vor dem Abbruch, weil die Raumtemperatur über 40 Grad steigt.

 Für den Neubau des Bernardussaals musste 1998 ein ehemaliger Kiosk weichen, in dem später der Kinderschutzbund residierte.

Für den Neubau des Bernardussaals musste 1998 ein ehemaliger Kiosk weichen, in dem später der Kinderschutzbund residierte.

Foto: Stadt Grevenbroich/Repro: Wiljo Piel

Wären da nicht wichtige Themen gewesen, die noch vor der Sommerpause verabschiedet werden mussten, hätte Heike Troles die jüngste Sitzung des Jugendhilfeausschusses vorzeitig abgebrochen. Denn im Bernardussaal war es kaum mehr auszuhalten. „Es war so heiß – ich hatte die Sorge, dass einige Mitglieder kurz vor dem Kreislaufzusammenbruch stehen könnten“, schildert die Vorsitzende des Gremiums. „Das war grenzwertig.“

Der an seinen Flanken mit großen Fenstern ausgestattete Sitzungssaal, in dem der Stadtrat und nahezu alle Ausschüsse tagen, entwickelt sich im Sommer immer mehr zu einer Art Terrarium für Kommunalpolitiker und Verwaltungsleute – und nicht zuletzt auch für die Zuhörer. „Mehr als 40 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von sicherlich 80 Prozent“, schildert der Erste Beigeordnete Michael Heesch das tropische Raumklima von Dienstagabend. Ähnlich war es im Schulausschuss am Mittwoch – auch da herrschte eine brütende Hitze.

„Eine vernünftige politische Arbeit ist bei solchen Temperaturen nahezu unmöglich“, beklagt Heesch. Schlecht, wenn die von der Stadt servierten Mineralwasser-Flaschen dann auch noch rasch zur Neige gehen. Noch schlechter, wenn die Cola Light keine Alternative ist – weil deren Haltbarkeitsdatum schon vor Monaten ablief. Bäh! Aber so geht’s nun mal zu in Haushaltssicherungs-Kommunen.

In den 1980er Jahren, als die Stadt noch Geld hatte, wurde der Bernardussaal gebaut – als moderne Alternative für den Rittersaal des Schlosses, in dem der Rat und seine Ausschüsse bis dahin tagten. Der Kubus, der sich an das Alte Rathaus schmiegt und der im Erdgeschoss das Bürgerbüro beheimatet, wurde seinerzeit nach modernsten architektonischen Kriterien entworfen – und der 1989 übergebene große Raum gilt heute noch weitgehend als chic. Eine Klimaanlage wurde damals aber nicht eingebaut. Warum, das weiß niemand mehr so genau.

Zwar lassen sich die Fenster des Bernardussaals öffnen – „doch das bringt nichts“, sagt Michael Heesch. „Erstens, weil die Luft dann trotzdem immer noch im Raum steht. Und zweitens dringt der Verkehrslärm des Ostwalls nach oben, dann versteht man zeitweise sein eigenes Wort nicht mehr.“ Mit seinen dicken Mauern, die für Kühlung sorgten, sei das Alte Schloss deutlich geeigneter für sommerliche Sitzungen gewesen, schwelgt der Erste Beigeordnete in Nostalgie.

„Aber eine zeitweise Rückkehr während der Sommermonate ist natürlich nicht möglich, alleine schon wegen der technischen Ausstattung, die es dort nicht gibt.“ Heeschs Fazit: „Wir müssen in eine Klimaanlage investieren.“ Das sieht auch Klaus Krützen so. „Die Kühlung des Bernardussaals ist eine offene Baustelle, die wir noch abarbeiten müssen“, sagt der Bürgermeister, der sich für „heiße Sitzungen“ gerne selber einmal einen kleinen Ventilator von zu Hause mitbringt, der ihm während der oft stundenlangen Debatten etwas kühlere Luft zufächert. Die Stadt will nun einen Kostenvoranschlag für den Einbau einer Klimaanlage einholen – „um mal eine Zahl auf dem Tisch zu haben“.

Priorität genießt für den Bürgermeister aber das Neue Rathaus, vor allem dessen vierte Etage, „in der die Kollegen richtig schwitzen, weil es dort noch heißer als im Bernardussaal ist – und zwar jeden Tag im Sommer“. In die Amtsstuben sollen klimatechnische Anlagen eingebaut werden, zudem sind Fensterfolien vorgesehen.