Erhöhter Pegel in Grevenbroich Erft-Hochwasser ruft Feuerwehr und THW auf den Plan
Grevenbroich · In Folge ergiebiger Regenfälle führt die Erft aktuell deutlich mehr Wasser als sonst. Der Pegel erreichte am Dienstag überraschend einen alarmierenden Stand. Feuerwehr und THW standen parat. Dann kam die Entwarnung.
Am Dienstag gegen 7.20 Uhr kam es an der Erft in Grevenbroich zu einer Lage, mit der viele nicht gerechnet haben dürften: Der Wasserstand im Fluss erreichte in Folge der ergiebigen Regenfälle der vergangenen Tage plötzlich einen alarmierenden Wert.
Wie die Feuerwehr am Nachmittag mitteilte, hatte ein Messpunkt bei Neubrück die sogenannte Informationsstufe 2 überschritten. Der Wasserstand betrug dort mehr als 150 Zentimeter. Dies mündete für die Grevenbroicher Feuerwehr in einen mehrstündigen Betrieb im Ausnahme-Modus.
Die Feuerwehr hat den Stab der Einsatzleitung einberufen, wie Wehrleiter Udo Lennartz sagt – „um für einen möglichen weiteren Anstieg des Wassers vorbereitet zu sein“. Kurze Zeit später sollte sich zeigen, dass die Vorsichtsmaßnahme berechtigt war. Denn um kurz nach 8 Uhr ploppte eine Meldung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz auf: eine offizielle Warnung vor Hochwasser im Einzugsgebiet der Erft.
In der Folge liefen in der Hauptwache die Vorbereitungen an. Im Fokus: die Identifizierung überflutungsgefährdeter Bereiche mithilfe von Echtzeit-Daten zu Pegelständen und Durchflussmengen. Dabei wurden Erinnerungen an die Flut im Sommer 2021 wach: Damals hatten die Einsatzkräfte auf diesen Daten basierend die Hochwasserrisiken für Grevenbroich abgeschätzt und ihre Schutzmaßnahmen koordiniert. Es waren unter anderem im Bend und am Albert-Schweitzer-Haus Sandsäcke gestapelt worden. Die Schlossstadt blieb 2021 von einer Überflutung verschont, in anderen Teilen Westdeutschlands (unter anderem im Ahrtal) kam es hingegen zur Katastrophe.
Weil am Dienstag zunächst unklar war, wie sich die Lage an der Erft entwickeln würde, orderten die Feuerwehrleute den Abrollbehälter „Sand“ des Rhein-Kreises zur Hauptwache. Mit dem Gerät können Sandsäcke befüllt werden. Parallel dazu klärten die Kräfte laut Feuerwehr ab, wie viele Sandsäcke sowie Füllmaschinen bei umliegenden Feuerwehren verfügbar sind. Und es erfolgte eine Abfrage bei den ehrenamtlichen Einheiten der Grevenbroicher Feuerwehr, wie viele Kräfte bei einer Verschärfung der Situation kurzfristig bereitstehen.
Dann allerdings entspannte sich die Lage. „Wir hatten zum Glück bereits im Vormittagsverlauf Anzeichen, dass das Wasser doch nicht weiter steigt“, so Feuerwehr-Chef Udo Lennartz. Die Retter haben sich dann aber entschieden, alle Vorbereitungen weiter laufen zu lassen, „um anhand der realen Einsatzlage sowohl unsere internen Prozesse als auch die Kooperation mit Partnern zu üben und zu testen“, so Lennartz weiter.
Konkret stimmte sich der Führungsstab der Feuerwehr sowohl mit dem Lagedienst des Erftverbands als auch mit den Ehrenamtlern vom Grevenbroicher Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) ab. Die Kräfte des THW sind unter anderem für den Aufbau sogenannter mobiler Hochwasserpegel geschult. Da die Messgeräte aus Grevenbroich gerade in der Wartung sind, organisierten sie kurzfristig entsprechende Technik vom Ortsverband Bergisch Gladbach, die am späten Vormittag in Grevenbroich eintraf.
Kurz darauf installierte ein THW-Trupp um Zugführer Daniel Pomrehn die Sensoren an verschiedenen Stellen am Fluss, um dessen Wasserstand auch unabhängig von den festen Messstellen des Erftverbands überwachen zu können. Auch dies ist eine Lehre aus der Flutnacht im Sommer 2021, als die Strömung der Erft reihenweise ortsfeste Messstationen weggerissen hatte und auch die Einsatzleitung der Grevenbroicher Feuerwehr den Fluteinsatz stundenlang ohne aktuelle Pegelstände hatte koordinieren müssen. „Damals hatten wir in der Nacht schließlich Einsatzkräfte erftaufwärts geschickt, die uns die Entwicklung des Wasserstandes alle 15 Minuten über Funk durchgaben“, erinnert Wehrleiter Lennartz.
So weit kam es am Dienstag aber nicht. Gegen Mittag zeichnete sich ab, dass die Erft – zumindest vorerst – in ihrem Bett bleibt. Gegen 13.45 Uhr fiel der Wasserstand am Messpunkt Neubrück wieder unter 150 Zentimeter. Daraufhin löste die Feuerwehr ihren Einsatzstab auf.
Mit in das Geschehen involviert war auch der städtische Ordnungsdezernent Arno Jansen, der für die Feuerwehr zuständig ist. „Es ist gut, dass wir alle Abläufe heute einmal durchgespielt haben“, sagte Jansen, als er sich Technik und Zusammenarbeit von Feuerwehr und THW am Erftufer in der Stadtmitte demonstrieren ließ. „Feuerwehr und THW behalten die Lage auch weiter im Blick.“