Feuerwehr Grevenbroich im Unwetter-Einsatz Überflutete Höfe, Sandsäcke in Langwaden und Schul-Ausfall in Wevelinghoven
Grevenbroich · Das Gewitter von Donnerstagabend hat der Feuerwehr die bisher einsatzreichsten Stunden des Jahres beschert. Die Retter rückten bis zum Morgen 55 Mal aus. Freitag musste Unterricht an der Realschule in Wevelinghoven ausfallen.
Gegen 19 Uhr am Donnerstagabend hatte sich die Lage weitestgehend entspannt. Aber dann, nur eine halbe Stunde später, rumste es erneut: Da wurde Grevenbroich von der nächsten Gewitterzelle erwischt. Und mit einem Mal zog die Zahl der Einsätze für die Feuerwehr Grevenbroich wieder an. Die vorläufige Bilanz des Unwetter-Abends und der darauffolgenden Nacht: Die Retter arbeiteten im Stadtgebiet mindestens 55 Einsätze ab – die meisten wegen überfluteter Straßen, Keller und Höfe, und wegen umgestürzter oder abgeknickter Bäume. Weil sich der Gesundheitszustand eines von Unwetter-Schäden Betroffenen an einer Einsatzstelle im Stadtgebiet verschlechterte, wurde er ins Krankenhaus gebracht. Darüber hinaus mussten aber keine Menschen oder Tiere von Einsatzkräften gerettet werden.
Es gibt allerdings erhebliche Sachschäden. Teile von Grevenbroich sind in Folge des ergiebigen Regens regelrecht abgesoffen. „Land unter“ herrschte beispielsweise (mal wieder) im Klosterdorf Langwaden. Fotos zeigen eine braune „Suppe“ aus Regenwasser und Schlamm, die auf Straßen wie dem Eichenbroich stand. Das Wasser floss von den umliegenden Feldern ins Dorf – mitunter in Keller von Wohnhäusern.
Wie Feuerwehr-Sprecher Thomas Kuhn berichtet, floss in einen Keller so viel Wasser, dass sich ein darin befindlicher Öltank löste und begann, an der Oberfläche zu treiben. Die Feuerwehr pumpte das Wasser ab, um den Tank zu stabilisieren und ein Auslaufen des schmierigen Stoffs zu verhindern. Um den weiteren Wasserfluss ins Gebäude zu stoppen, dichteten die Einsatzkräfte die Zugänge mit Sandsäcken ab.
Gefragt waren die Retter auch in der Südstadt. Dort tat sich gegen 18 Uhr mit dem Gut Herkenbusch eine Einsatzstelle auf, an der die Retter bis tief in die Nacht beschäftigt sein sollten. Laut Feuerwehr stand das Wasser auf dem Gelände des Hofs an manchen Stellen bis zu 70 Zentimeter hoch. Öl stellte auch dort ein Problem dar: In Folge der Überflutung schlug ein Tank leck, der Stoff trat aus und floss in einen Weiher, in dem sich normalerweise das Regenwasser sammelt. Um die Umwelt zu schützen, legte die Feuerwehr Ölschlingen auf der Oberfläche aus, um den schmierigen „Teppich“ beisammenzuhalten und zu verhindern, dass der Schadstoff ins Erdreich gelangt. Bis etwa 2 Uhr in der Nacht waren die Kräfte dort zudem mit dem Abpumpen von Wasser beschäftigt.
Ähnlich stellte sich die Situation in einer Wohnanlage in Gubisrath dar. Dort führten Wassermassen ebenfalls zu Überflutungen, die Feuerwehr musste Tausende Liter abpumpen. Das Wasser war von Feldern in der Umgebung auf die Anlage geflossen – ein bei Unwetter an mehreren Stellen im Stadtgebiet akut werdendes Problem. So war es auch nahe Noithausen am Donnerstagabend zu einem „Bruch“ an einem Feld gekommen. Regenwasser spülte in der Folge Steine und Geröll auf eine Straße. Auch dies rief die Feuerwehr auf den Plan.
In der Realschule fiel für einige Klassen der Unterricht aus
Wie Sprecher Thomas Kuhn sagt, handelte es sich um den bisher größten Unwettereinsatz der Feuerwehr Grevenbroich in diesem Jahr. Mehr als 100 Kräfte waren tätig; die Feuerwehr hatte um kurz nach 17 Uhr mit dem Durchzug der ersten Gewitterzelle Stadtalarm ausgelöst. „Es kommt nicht alle Tage vor, dass wir alle Einheiten in den Dienst rufen“, sagt Kuhn. Koordiniert wurden die Einsätze von einem Führungsstab in der Hauptwache, der bis 23 Uhr besetzt war. Allerdings folgten im Laufe der Nacht weitere Alarmierungen – wieder wegen überfluteter Straßen und wegen Bäumen, die im durchnässten Boden keinen Halt mehr hatten. Das Unwetter hatte auch Auswirkungen auf den Unterricht an der Diedrich-Uhlhorn-Realschule in Wevelinghoven. Weil ein Abfluss auf dem Dach durch Blätter verstopft war, hatte sich Wasser angesammelt, das sich seinen Weg bis in die Kellerräume suchte – und dort auf die Hauptstromversorgung tropfte. Aus Sicherheitsgründen fiel für die Jahrgänge 6 bis 9 am Freitag die Schule aus, nur die „Zehner“ konnten vor Ort bleiben, weil sie sich auf ihre Abschlussprüfung vorbereiten müssen. „Bei einem Kurzschluss hätte über Festnetz kein Notruf mehr aus Schule abgesetzt werden können. Deshalb haben wir uns vorsichtshalber dazu entschlossen, den Unterricht ausfallen zu lassen“, sagt Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen. Ein Dachdecker habe die Abflüsse auf dem Dach bereits gereinigt. Die für diesen Samstag angesetzten Nachschreibe-Klausuren können wie geplant stattfinden, ebenso der für Sonntag geplante Blutspendetermin des DRK Wevelinghoven.